Unseren letzten Tag wollten wir noch mit einer schönen Wanderung abschließen, Ziel war ein Ort, der einem einen 360 Grad Ausblick auf Berge und Meer bietet. Auf Grund der Wetterverhältnisse war klar, dass wir uns vom Meerblick würden verabschieden müssen, aber die Hoffnung auf die Berge hatten wir noch nicht aufgegeben.
Einen steilen Aufstieg im Beles Kuh Naturschutzgebiet über 1100 Höhenmeter später (ein entspannter letzter Tag), durch einen Buchenwald, der auch in Deutschland sein könnte, war klar, dass auch das nichts werden würde. Trotzdem ein toller Ausflug, mit tollen Gesprächen (Farzin hat lange Zeit in England gelebt, als Arzt gearbeitet und hat viel zu erzählen) , frischem Quellwasser, der Lust auf mehr gemacht hat.
Auf dem Rückweg begegnet uns eine Schlange, aber keine giftige. Die kommen immer erst gegen 14 Uhr heraus, wenn die Postämter geschlossen haben (ein statistischer Zusammenhang ist noch lange keine Kausalität).
Farzin bietet auch mehrtägige Touren von dort zum Alamuttal an. Insofern werde ich wohl dann im Herbst 2015 oder so nochmal hinfahren. Wenn auch das andere Obst reif ist. Ich muss sowieso schon zurückkehren, weil ich die Rodelbahn verpasst habe (wenn auch nur knapp, blöd das Facebook gesperrt ist dort). Achso und um die Bären zu bewundern, die, wie Farzin ankündigte, auf dem Weg nach Teheran zu beobachten sind.
Die sechsstündige Fahrt zurück durch das zentrale Alborzgebirge war sehr beeindruckend, da es zu weiten Teilen durch enge Schluchten ging und der Wechsel vom feuchten Norden zum trockenen Hochland ähnlich deutlich war, wie zuvor zwischen Ardabil und Astara. Dann noch ein paar Stunden am Flughafen rumhängen.
Nach über 13000 zurückgelegten Kilometern ist es Zeit für einen allgemeinen Rückblick:
Der Iran ist ein beeindruckendes Land, was neben den historischen und kulturellen Highlights auch an der vielfältigen Natur liegt, aber vor allem an den unglaublich freundlichen Menschen.
Es mag sein, dass sie eine verrückte Regierung haben (verrückter als andere), mit der sind aber auch viele der Menschen, die wir trafen, nicht glücklich. Diese suchen sich Freiräume, in denen sie die Vorgaben umgehen, gleichwohl bleiben die Regeln absurd und in weiten Teilen menschenfeindlich. Die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens für all jene deren Bedürfnisse sich nicht mit denen der Regierung decken, wird wohl der Knackpunkt werden.
Interessant wird sein, wie sich das in den kommenden Jahren/Jahrzehnten entwickelt, wenn die jetzige junge Generation die Mehrheit stellt. Emmy merkte dazu an, dass die Söhne der jetzigen Mächtigen, aber genauso denken und daher wohl einfach die Macht weitervererbt würde auf junge Menschen, die genauso drauf sind wie die derzeitigen. Von daher wird es wohl nicht ohne Revolution abgehen.
Ein weiteres Problem des Landes ist der Umgang mit der Natur. In einem Land wo früher Dinge einfach in Seide eingepackt wurden ist der Umgang mit dem Müll eines der offensichtlichsten Probleme. Das betrifft sowohl die Entsorgung im kleinen (wegwerfen von Plastik in der Natur) als auch die Entsorgung von gesammeltem Müll (Abholzen eines Waldstücks um dort Müll zu deponieren). Unter diesem Gesichtspunkt bereitet auch ein ziviles Atomprogramm weitere Sorgenfalten. Aber auch der versalzende Orumiyeh-See verdeutlicht den geringen Stellenwert von Umweltfragen für die Regierung.
Postkarten sind übrigens nicht nur schwierig zu erwerben sondern noch schwieriger zu verschicken. Posträmter sind meist geschlossen und nicht jedes Postant ist in der Lage Postkarten nach Europa zu schicken und wenn dann wird es absurd teuer. Room for improvement!
Insgesamt ein Land, dass ich dennoch uneingeschränkt für Individualreisen empfehlen kann. Ich habe mich immer sicher und willkommen gefühlt, wie nirgends zuvor.
Couchsurfing oder anderweitig verabredetes Reisen mit Einheimischen würde ich dabei großen Hotels und Gruppenreisen immer den Vorzug geben.
Achso: nächstes Jahr Nordkorea? 🙂