Tag 5: Shiraz oder let’s go to the mall

Tag 5 begann nicht dort wo Tag 4 endete, sondern in Shiraz, wo wir um 1:30 landeten und von dort mit dem Taxi in einen Vorort zu unserem ersten Couchsurfing-Gastgeber fuhren. Ali war tatsächlich noch wach, so dass wir noch ein wenig erzählten. Er hat noch 3 Brüder und 2 Schwestern, wobei alle zur Uni gehen (konnten). Von den sechsen wohnt er und sein kleiner Bruder noch zu Hause (quasi als Wg mit seinen Eltern, da er auch Miete zahlt). Ali hat Informatik studiert und vor für seine Promotion an die Uni nach Illinois zu gehen. Da er sehr gut Englisch spricht und einen ähnlichen Humor hat, ist es wirklich lustig und deutlich einfacher sich zu verständigen als auf Qeshm. Er hat sich für die zwei Tage ganz für uns Zeit genommen.
Wir verabreden also für den Morgen nach Persepolis zu fahren.
Gesagt, getan. Nach einem gemeinsamen Frühstück und einem Abstecher in die Stadt (den Flug vom Vorabend im Reisebüro bar bezahlen und Geld tauschen (1:43400) fuhren wir gemeinsam mit dem kleinen Bruder zur Partystadt des alten Perserkönigs (Darius der 1.,520v.Ch.). Leider war Alexander der Große vor uns da und hat große Teile zerstört. Die Reste sind jedoch immer noch imposant. In Persepolis trafen wir zum ersten Mal auf eine deutsche Reisegruppe, die zu weiten Teilen aus Rentner/innen bestand und uns im Laufe des Tages noch öfter begegnen würde.
Auf einem Berg neben der Festanlage befinden sich mehrere Grabstätten, die aus dem Berg herausgemeißelt wurden. Ebenfalls sehr beeindruckend.
Viel beeindruckender war jedoch jedoch die weitgehende Abwesenheit von Tourist/innen. In jedem anderen Land der Welt (vielleicht außer Nordkorea) wären hier wohl Unmengen an Touris. Hier gibt es nur ein paar versprengte und ein paar Einheimische.
Dann zurück in die Stadt, Limoneneis essen und den Basar bewundern. Letztlich der Vorläufer der Malls. Viele schöne Kunsthandwerksachen, die ich mir aber doch nicht zu Hause hinstellen würde und vor allem nicht 3 Wochen durch die Gegend schleppen will.
Im Anschluss schauten wir noch bei Hafis Mausoleum vorbei, ein Dichter des 14.Jhds. der aber immer noch von der Bevölkerung verehrt wird, so dass in seinem Garten unglaublich viel los war. Da würden Goethe und Schiller blass vor Neid, wenn sie das sehen würden.
Wiederum mit dem Taxi (wie eigentlich immer, wobei fast alle Autos auch Leute für Geld transportieren) ging es zu einem guten Restaurant, dessen Karte neben viel internationaler Küche auch persische Gerichte auf der Speisekarte hatte, die allesamt sehr liebevoll präsentiert wurden (Pilzsuppe in einem Laib Brot) Pelz und ich entschieden uns für Spaghetti Carbonara. 🙂 Nee es gab Kebab mit Hähnchen oder Lamm. Sehr lecker.
Nach dem Essen verbrachten wir den Rest des Abends zu Hause mit plauschen und Xbox spielen und Musikfernsehen über Satellit gucken. Das machte angesichts der sehr spärlich bekleideten Damen auch direkt ein weiteres Grundprinzip klar: was innerhalb der eigenen vier Wände passiert, ist privat und hat ggf. nichts mit den Vorstellungen der Regierung oder anderer Moralwächter/innen zu tun. Das erklärt z. T. auch die allgegenwärtigen Mauern um die Häuser, eine andere Erklärung war jedoch das Bedürfnis konservativer Väter ihre Frauen und Töchter vor ungebührenden Blicken zu schützen. Es wirkt allerdings schon lustig wenn als erstes die Mauer gebaut wird und dann das Haus. Vor allem weil auf Grund der schlechten ökonomischen Situation etliche Baustellen nicht fertig gestellt werden.
Spannend waren die Einschätzungen zur Armee (Männer müssen nach dem sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben für 2 Jahre zur Armee, was fast alle als verschwendete Lebenszeit gesehen haben), zum Hijab (der Schleier, der auch in diesem Haus als überflüssig angesehen wird) und zur Erziehung von Eltern zu liberalen Ansichten (dringend nötig in einer Gesellschaft, wo eine 29 jährige die Erlaubnis ihrer Eltern braucht, wenn sie sich mit einem jungen Mann treffen will und wo Eltern ihrem Sohn sagen, dass entweder er sich selbst jetzt eine Frau zum Heiraten sucht oder sie suchen ihm eine).
Alis Eltern haben eine lustige Waschmaschine, bei der Waschtrommel und Schleuder getrennt aber in einem Gerät sind. Die Waschtrommel the wird zudem offen gelassen und und der Spülvorgang ist per Hand zu erledigen. Dafür ist sie klein und leicht.

Für den nächsten Morgen haben wir uns mit Sina (einer jungen Frau, die uns zur Stadtrundfahrt und zum Eis eingeladen hat) und Ali zum Wandern verabredet.