Tag 21: Fuman und Masuleh oder City of Cookies oder Wir sind Helden oder die Geschichte von Emmy

Das Wichtigste von Fuman ist schnell berichtet: Walnusskekse frisch aus dem Ofen. Noch warm. Superlecker. (Wenn ich Keksbäckerin auf der Sonnenseite der Straße wäre, dann würde mich das Tuch noch mehr ankotzen.)
image

Direkt im Anschluss ging es weiter nach Masuleh, dem letzten der pittoresken Bergdörfer auf unserer Liste. Wir reihten uns ein in die Schlange von Autos, die in das Tal hinaufkroch. Dank unserer Erfahrungen aus Abyaneh ließen wir uns nicht verschrecken. Zu erst organisierten wir unser Hotel mit Terrasse und Blick über das Dorf. Leichter Gasgeruch von den Propangasflaschen. Dafür mehr Betten als bisher auf unserer Reise bei geringerem Preis.
Der Österreicher vom Vorabend hatte uns empfohlen einfach der Straße aus dem Ort hinaus zu folgen. Haben wir dann auch gemacht. Wir sind bis zur Regionsgrenze gewandert, wie zu erwarten an einigen Picknickenden vorbei. Oben angekommen trafen wir erfreulicherweise nicht nur auf einen Esel sondern auch auf eine Wandergruppe, die zwar kein Englisch sprach, aber uns auf einem alten Pfad mit hinab in das Dorf nahm. Wunderschön, aber eben nicht ausgeschildert.
image

Auf dem Weg ins Dorf sprach uns noch ein alter Mann an, ob wir denn schon bei dem Schloss im Nachbartal gewesen sein? Wenn nicht, so müssten wir dort unbedingt hin!
Zurück im Hotel lernte ich auf der Terrasse Luis aus Belgien und Emmy aus der Türkei kennen. Wenige Minuten später stellte sich heraus, dass Emmy nicht Emmy heißt und auch nicht aus der Türkei stammt sondern aus dem Iran. Da sie aber sonst nicht einfach so mit Luis hätte verreisen können (um ein Hotelzimmer zu bekommen muss man die Pässe abgeben, ihre Ausrede war, dass sie mit ihrem das Auto gemietet haben) , entschied sie sich dazu zu sagen, dass sie aus der Türkei kommt.
Das machte doch noch mal deutlich, dass unabhängig von den freundlichsten Menschen und der schönen Natur, das Land doch ein massives Problem hat.
Sie relativierte auch ein wenig die Einschätzung zu den eigenen vier Wänden, da beispielsweise ihr Vermieter gesagt hat, dass Besuch angemeldet werden muss und Männer außer Bruder oder Vater tabu sind. Nur weil sie den Portier bestochen hat und nette Nachbarn hat, konnte Luis überhaupt bei ihr übernachten.
Wir waren dann noch Essen mit den beiden, was sehr nett war, aber Mentalitätsunterschiede aufzeigte. Ausgangspunkt war die Frage des Umgangs mit Geld (und später auch Zeit). Wofür gebe ich Geld aus, was mache ich mit meiner Zeit, welche Möglichkeiten verbaue ich mir ggf. wenn ich immer das Geld zum Ausgangspunkt nehme. (Ich sag mal Prinzessinen-Suite.)
Luis aggressiver Verhandlungstil hatte zum Effekt, dass sich die Einheimischen in Farsi darüber unterhielten, was Emmy natürlich alles mitbekam. Schwierig!
Bei einem nächtlichen Spaziergang durch das Dorf konnte man beobachten, wie die Wochenendbesucher/innen langsam das Dorf verließen und Ruhe einkehrte.