Tag 9: Isfahan, die Nacht auf der Polizeistation oder die erste Regel des Couchsurfing

Die erste Regel des Couchsurfing lautet: Ihr redet nicht über das Couchsurfing. Zumindest im Iran. Denn dort ist Couchsurfing illegal.
Daher werde ich zukünftig auf Namen und Bilder von Menschen verzichten. Was schade ist. Aber angesichts der Geschichte, die wir gehört haben, wohl angemessen.
Nach weiteren Stunden im Bus erreichten wir Isfahan am Nachmittag. Unser Gastgeber holte uns am Busbahnhof ab, fuhr zur Wohnung seines Freundes und nach einem kurzen Begrüßungsplausch war klar, dass dies zwei lustige Tage werden würden. Wir wurden erstmal jedoch in die Sightseeing Spur geschickt. Haben uns den zweitgrößten Platz der Welt angeguckt und die umgebenden Moscheen sowie den Basar. Dort zeigte uns ein lustiger Mann, der aussah wie Don Camillo, das die Tuchwerkstatt seines Großvaters in beiden deutschen Reiseführern ist (inkl. Großvater). Er zeigte uns die Drucktechnik und wie die Naturfarben in einem Fluss in der Nähe und Dampf haltbar gemacht werden. Sehr hübsch.
Gleichwohl brauche ich weder Tischdecken noch Tücher. Dann noch durch die Gasse der Kupferschmiede schlendern und dann Mittagessen organisieren. Der eigentliche Plan Berjan zu probieren scheiterte an unserem Unvermögen das dem alten Mann zu kommunizieren und vermutlich auch an der Tatsache, dass wir zu spät kamen, da es sich um ein Essen handelt, dass auf Grund der Schwere nur Mittags gegessen wird.
Wir aßen also etwas anderes (vegetarisches), das wie so vieles eine lustige schleimige Konsistenz hatte, aber ganz gut schmeckte.
Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zum Fluss und den Brücken. Die Brücken waren dort, der Fluss leider nicht. Der Fluss wurde gestaut, wobei nicht ganz klar war warum. Ggf. Für den Bau der U-Bahn, der wohl Schuld am ständigen Stau ist.
Sah aber trotzdem schön aus.
Apropos sah schön aus. Am besten sind ja oft die Bilder, die man nicht machen darf. Am Ende der Brücke stand ein junger Soldat mit Gewehr und in dessen Gewehrlauf steckte eine rote Rose. Dazu noch ein sehr freundliches Lachen. Aber er wollte leider nicht fotografiert werden. Da wir um nach Hause zu kommen ein Taxi brauchten und in Isfahan anders als bisher nicht sofort jemand anhielt und uns mitnahm fragten wir den Soldaten und den Polizisten in der Station, ob sie uns sagen können wo wir ein Taxi herbekommen können. Auch der Polizist war sehr freundlich und rief uns per Telefon ein Taxi und bat uns Platz zu nehmen. So saßen wir also in der Polizeistation. Pelz meinte, das wäre auch ein schönes Bild zum nach Hause schicken.
Zu Hause angekommen spielten wir noch ein wenig Backgammon mit unseren Gastgebern und ließen uns erklären warum die meisten Probleme mit Couchsurfing mit Deutschen entstanden. So war vor einiger Zeit ein Nazi zu Gast bei den beiden und benahm sich permanent daneben (Leute beleidigen, auf dem Basar klauen,…). Dann wollte er von Ali wissen, was „Ich liebe dich“ auf Farsi heißt. Unser Gastgeber erklärte uns dass er ihm eins reinwürgen wollte und ihm die Übersetzung von „Ich möchte Analverkehr mit Dir “ sagte. Durch falsche Betonung wurde dann daraus:“Ich möchte dir eine Rasierklinge in den Arsch stecken.“ Ich vermute die anwesende Mutter der jungen Frau wäre schon bei „Ich liebe Dich“ nicht begeistert gewesen, so schlug sie ihn mit ihrer Handtasche. Zwei junge Männer halfen dann auch noch nach die kulturelle Unangemessenheit zu verdeutlichen. Tja. Lost in translation.