Tag 8: Yazd oder „die am besten investierten 25 Cent meines Lebens“

Zuerst noch zu unsrer Ankunft in Yazd und der bis dahin noch ungeklärten Frage der Unterbringung. Wir sind mit dem Taxi zum Hotel Laleh gefahren, wo ich versucht hatte im Vorfeld per Kontaktformular und per Telefon zu reservieren aber auf beiden Wegen gescheitert bin. (Wer das machen will kann z.B. Frau Farzamfar von Gashtour in Shiraz bemühen, die uns bei der Organisation unserer Flüge geholfen hat.) So haben wir kein Zimmer mit Balkon bekommen (dank der deutschen und australischen Reisegruppe) aber ein Zimmer im Keller was abgesehen vom leicht muffigen Geruch (der wenn man die Klimaanlage einschaltet auch nicht mehr so schlimm ist) wunderschön ist. Zudem ist es sehr günstig. Es gibt einen zauberhaften Innenhof (siehe oben) mit Grün und Springbrunnen auf dessen Terrasse wir nun sitzen und Safran-Tee trinken, schnelles Internet und die Luftkühlung durch den Windturm hinter uns genießen.

Am Abend sind wir noch durch die Altstadt spaziert und haben uns auf dem Nachhauseweg im Dunkeln ordentlich im Labyrinth der Gassen verlaufen.
Heute morgen haben wir uns dann, nach einem leckeren Frühstück mit Karottenkonfitüre, auf den Weg zu den Schweigetürmen im Süden von Yazd gemacht. Dort bestatteten bis in die 1960er die Zoroastrier ihre Toten und ließen sie von den Geiern in die Wüste verschleppen. Da sie weder den Boden verseuchen wollen und auf die Luft nicht verunreinigen, fielen Feuer- und Erdbestattung aus.
Diese Türme bieten wunderschöne Aussichten und sind dank des Windes auch nicht so heiß gewesen. Nachdem die zwei Reisebusse fort waren, waren wir quasi alleine. Unvorstellbar in anderen Ländern. Schade, aber auch schön. Der Eintritt betrug 25 Cent. Wie Pelz sagte, die am besten investierten unseres Lebens.

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Ein Effekt ist, dass die Menschen zu allen Touristen die kommen unglaublich freundlich sind. Viele freuen sich, viele begrüßen uns, fragen woher wir kommen, wie es uns gefällt und warum wir den Iran besuchen. Das alles mit einer sehr angenehmen zurückhaltenden Art, keine Verkäufer oder Taxifahrer die sich aufdrängen. Sehr angenehm.

Einmal quer durch die Stadt ging es dann zu einem sehr schönen Garten mit dem höchsten Windturm der Welt. Auch ein schöner Ort um sich zu erholen.
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Dann begaben wir uns auf die Suche nach einem Reisebüro um zu klären, ob wir nach Isfahan Zug oder Bus fahren wollen. Da der einzige Zug bereits um vier Uhr morgens fährt, haben wir davon Abstand genommen und setzen wiederum auf den VIP-Bus. Das Reisebüro gibt sich mit Busfahrkarten aber nicht ab. Ein Taxifahrer (mit deutschen Fahrgästen) hält an, weil wir in unseren Stadtplan starren und empfiehlt uns ein Reisebüro auf dem Weg zu allen anderen Sehenswürdigkeiten welches Bustickets organisiert.

Das „informative Wassermuseum“ ist leider geschlossen. Dafür gucken wir uns jetzt dann doch mal ein paar Moscheen an, wäre ja auch komisch aus dem Iran zu kommen und keine gesehen zu haben.
Ist auch tatsächlich beeindruckend.

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Das Reisebüro erweist sich als sehr hilfreich. Die hübsche junge Frau, die dort sitzt erklärt uns sehr freundlich und in gutem Englisch, das sie nicht gut genug Englisch spricht, organisiert dann aber ihren Chef der sich um alles kümmert. Sie haben auch gleich noch ein Taxi organisiert, was dann auch unsere Tickets mitbringt, so dass wir sie nicht heute abend abholen müssen. Kann mich nicht erinnern wann ich solches Mitdenken zum letzten Mal in Deutschland erlebt habe.
Vor dem aufziehenden Regen laufen wir weiter durch die Lehmmauern der Altstadt und stellen fest dass wir uns auch im Hellen hier verlaufen können.

Ansonsten ist der Unterschied zwischen Couchsurfing und Hotel doch extrem. So schön und erholsam es hier ist, so viel eingeschränkter ist der Kontakt zu den Menschen.
Daher noch eine Geschichte aus Bandar Abbas: der junge Mann, der uns dort zum Essen einlud antwortet auf die Frage nach dem Hijab mit einem Vergleich: Wenn alle Frauen unverschleiert wären, dann wäre es wie mit Sand am Meer, wenn aber nur eine das ist, dann wäre dies wertvoll wie Gold.
Hmm. Überzeugt mich nicht. Trifft vermutlich auch nicht ganz den Ton seiner Generation.
Er war jedoch auch der einzige, der ins Ausland gehen wollte, um dann zurückzukehren und einen besseren Beruf zu erhalten. Alle übrigen wollten dauerhaft auswandern.