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Tag 21: Pennsylvania Dutch und die Heimat von Ben&Jerrys

Die morgendliche Wanderung durch die Flume Gorge im Franconia Notch State Park war trotz der sehr frischen Temperaturen (5°C) und der großen Zahl der Tourist:innen ganz schön. Es war jedoch ein starker Kontrast zu den Parks in New Brunswick, wo wir ja oft alleine unterwegs waren.

Da die Flume Gorge erst um 9 Uhr aufmacht, gibt es um 9 Uhr auch eine Schlange. Da z.T. aber 4000-5000 Leute pro Tag durch die Schlucht gehen, ist klar, dass es im Laufe des Tages nicht besser wird.

Nachdem wir am Tag vorher ja schon Amisch mit ihrer Kutsche gesehen hatten, haben wir hier zwei ältere Paare getroffen, die zu den Pennsylvania Dutch Amish gehörten. Die eine Frau meinte etwas in die Richtung von „so ein Ding“ brauche sie auch, während sie auf meinen Wanderstock guckte. Daraufhin sprach ich sie an und sie erklärten uns, dass sie tatsächlich aus Pennsylvania kommen.

Die Schlucht selbst lohnt sich durchaus, es ist ein netter kleiner Trail mit ein paar Wasserfällen und einer Holzbrücke.

Bei der Holzbrücke gab es früher einen Professor, der im Sommer die Tourist:innen auf einem Boot über den Fluss gefahren hat und von den Einnahmen sogar das Jahr über leben konnte.

Zum Mittagessen trafen wir uns mit Michael in Burlington (Vermont), einem pensionierten Prof für inklusive Pädagogik, der ganz wunderbare Cartoons zum Thema veröffentlicht hat, die (leider) in den letzten 20 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Nachtisch gab es bei Ben&Jerrys sehr leckeres Eis, wobei es äußerst schockierend war, dass die Toiletten dort, wie viele öffentliche Toiletten aus Angst vor Drogentoten geschlossen waren. Vermont ist als linker Staat bekannt (Bernie Sanders war der Bürgermeister von Burlington) und ist von der Einwohner:innenzahl vergleichbar mit Bremen. (Die Fläche ist aber 56mal so groß.)

Wir beendeten unseren Tag in Cornwall (Ontario), kurz hinter der kanadischen Grenze, die deutlich entspannter zu überqueren ist als die zur USA.

Tag 11: One-way loop und Community House Pizza

Der Acadia hat neben Wanderwegen auch zwei Klettersteige im Programm. Anders als Angels Landing in Zion, sind diese aber als one-way-loop trails angelegt und auch ausgeschildert. (Das hält aber Menschen nicht davon ab sich über mangelnde Ausschilderung zu beschweren, wenn sie sie andersherum laufen…)

Metallstufen im Fels

Nach der kleinen Kletterrunde sind wir noch zum gegenüberliegenden Sandy Beach, der zwar sehr schön (wellig) und sandy ist, aber keine Dusche hat, um das Salzwasser wieder loszuwerden. Seal Harbour Beach wiederum hat eine Dusche, aber keine nennenswerten Wellen oder Strand. Daher sind wir schnell zum Echo Lake gefahren, der als Süßwassersee zum einen wärmer war und zum anderen keine Salzkruste auf der Haut hinterlässt.

Echo Lake mit Berg

Dann ging es schnell weiter in Richtung New Brunswick. Mit einer Kurz-vor-Feierabend-Pizza bei einem Laden (Milda’s Pizzas + More), der in einem Community Center von Fredericton ist, in dem drei Frauen wunderbare Pizza aus dem Steinofen zaubern. Nachdem wir alle Alternativen durchdiskutiert hatten, ging dann auch Kreditkartenzahlung, da auch der ATM nicht so wollte, wie gedacht.

Um halb zwölf erreichten wir dann unser schickes kleines Haus in Petite Rocher.

Tag 10: Superscenic, aber leere Tidepools, Ersatzrehe

Heute stand der einzige US National Park der Reise auf dem Programm: Acadia, im Nordosten Maines. Wir waren aber vorbereitet.

Er ist auf einer Insel und schlauerweise sind wir nicht am Wochenende hingefahren, sondern an einem Montag. Naja, es war trotzdem die Hölle los. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass es am Wochenende noch mehr Menschen sind, aber sind es wohl.

Auch voll schlau: Sonnencreme kaufen auf dem Weg zum Park. Mittelschlau: vergessen sie draufzumachen, bevor man loswandert und die Sonnencreme im Auto lässt.

Nach einer kurzen Beratung durch eine etwas genervte Rangerin haben wir uns für eine Wanderung auf den Mt. Cadillac durch eine Schlucht (Gorge Path) entschieden.

Auch auf den Mt. Cadillac kann man (mit Reservierung) mit dem Auto fahren, so dass es oben auch recht voll war. Wir haben also ein paar Bilder gemacht und sind dann über den North Ridge Trail wieder nach unten. Dieser war weniger überfüllt als im Internet angekündigt („you will not be alone“). Unterwegs trafen wir noch Bird watcher, die dokumentieren wieviele Falken gen Süden ziehen (und auch alle anderen Vögel). Insgesamt waren es heute 55.

Einzelne Bäume sind schon schön rot, aber insgesamt merkt man, dass es an der Küste noch ein bisschen dauert.

Im Anschluss sind wir nach Bar Harbor gefahren um Sandwiches und Eis zu essen. Sehr lecker! Bar Harbor, ist eine kleine Stadt, die immer wieder von ganz, ganz vielen Tourist:innen wie uns geflutet wird. Muss sich auch komisch anfühlen da zu leben.

Die eine Birdwatcherin hatte uns Ship Harbor empfohlen, um dort die Tidepools bei Ebbe zu besuchen. Die Pools waren sehr schön, aber leider gab es keine Seesterne oder Mini-Lobster zu sehen.

Auf dem Rückweg gab es noch ein paar Rehe als Ersatz zu bewundern. Dank ISO 25600 war es auch gar nicht mehr so dunkel auf dem Bild. 😉

Tag 9: Kopf oder Bär

Beim Frühstück in Rockport haben wir uns mit einer älteren Dame aus Ohio unterhalten, die sich dann gerne über Nahtoderfahrungen unterhalten wollte, aber leider kannte keiner von uns beiden die entsprechenden YouTube-Videos. Jedes Bild hat seine Geschichte, ich weiß, aber trotzdem finde ich das Schild dass man sein Frühstück bitte innerhalb von 10min einnehmen soll und sich bitte auf einen Gang zum Buffet beschränken soll, irgendwie nur so mittel einladend.

Deutlich einladender war dann der Camden State Park, den wir besucht haben. Ein kleines Netz aus Wanderwegen, wobei wieder galt, wenn man von der Hauptroute ein Stück abweicht, dann ist man auch wieder allein. Dementsprechend wurden auch die Geocaches am Wegesrand eher selten aufgesucht. Der Travelbug der Boysscouts den ich gefunden habe, liegt dort seit Anfang 2021 und freut sich nun, es aus Maine hinaus zu schaffen. Der Travelbug aus Irland hat nun offiziell auch die USA besucht und ist damit schon über 10.000 km mit mir unterwegs (und sechs Länder: Deutschland, Norwegen, Schweden, Polen, Tschechien, USA). In Kanada werde ich ihn dann freilassen.

Auch Tiere gab es im ruhigen Teil vom Camden State Park zu bewundern: die kleine Schlange, einige Frösche, noch zu identifizierende Raubvögel und ein paar flinke Streifenhörnchen.

Der Ausblick vom Mt. Battie lässt sich mit dem Auto erreichen, daher war dort deutlich mehr los. Auch wenn ich ja oft ein bisschen genervt bin von den Unmengen an Leuten, so ist es aber eben auch eine Demokratisierung schöner Aussichten, weil es so Menschen dorthin schaffen, die sonst keine Chance gehabt hätten den Blick zu genießen.

Beim Abendessen im Lobster-Restaurant habe ich mir dann von Dirk die American Football Regeln erklären lassen (das lief dort im Hintergrund: New England Patriots vs. Dallas Cowboys).

Bei der Entscheidung wer welches Zimmer bekommt hat Dirk sich für „eine Münze fallen lassen“ entschieden. Bei der Frage Kopf oder Bär habe ich natürlich Bär gewählt und konnte dann das Zimmer in unserem Airbnb auswählen, in dem ich schlafen will.

Tag 8: ein Tag – vier Staaten, zwei Amerikas

Wir begannen unseren Tag in Massachusetts mit einem typischen amerikanischen Motel-Frühstück (Plastik-Besteck, Donuts, Bagels usw.), gemeinsam mit einem älteren Paar aus Süddeutschland, die wohl deutlich nasser geworden sind gestern auf der Fahrt als wir. Nachdem der Besitzer sich nochmal schockiert gezeigt hat, dass wir die Niagara-Fälle ausgelassen haben, machten wir uns dann auf den Weg Richtung Norden. Er meinte, dass die schönen Farben des Herbstes in einer Woche zu sehen sein müssten. Im Moment kann man sie erahnen, aber es war auch sehr bewölkt und so lohnten sich die Viewpoints nicht so richtig.

Trotzdem war es schön durch die Wälder zu fahren, aber das Bedürfnis wandern zu gehen ließ sich noch kontrollieren. 😉

So fuhren wir durch Vermont, New Hampshire (nix von Wahlkampf zu sehen) bis nach Maine. Dort fuhren wir die Küste hinauf und der Unterschied zwischen dem ländlichen New York State gestern und den kleinen niedlichen Küstenstädtchen in Maine und New Hampshire war schon beeindruckend. Am deutlichsten war er im Vergleich zwischen den Restaurants. Es ließ sich heute doch eher mit Café im Prenzlauer Berg vergleichen, mit deutlich anderer Kundschaft und Bedienung, als bei Miss Johnstowns Diner.

In Maine ist Marihuana sowohl für medizinischen als auch für „recreational“ Einsatz legal, wird aber an unterschiedlichen Stellen vertrieben. Von außen ist es allerdings nicht zu erkennen, was für ein Laden das jetzt gerade ist. Medizinische Läden dürfen nur an Menschen mit Rezept verkaufen, während man sich für recreational use mit einem Führerschein ausweisen muss und dann in einer Datenbank erfasst wird. Da auf dem nationalen Level Marihuana noch illegal ist, darf man dann wiederum z.T. keine Waffen kaufen, da man dort angeben muss, ob man illegale Drogen konsumiert. Es ist alles vertrackt…

Der Typ, der bei dem Laden rumhängt, hat aber trotzdem jede Menge Waffen (genug für den gesamten Ort), weil die Menschen, die Regierung steuern (die großen Firmen) einfach gruselig sind und er jederzeit bereit sein will sich zu wehren. (Biden is not the problem, he is just a puppet…). Spannend ist die Geschichte, dass die Fischer, wohl ihre Lizenz verlieren sollen, weil Windräder vor der Küste gebaut werden sollen, aber das muss man wohl im Detail nochmal anschauen.

In Ogunquit gibt es wiederum die andere Seite Amerikas zu sehen, eine kleine Stadt voller Tourist:innen, mit Regenbogenfahnen und jeder Menge Infrastruktur (und Stau).

Wir machten uns aber lieber noch auf den Weg zum Popham Beach Statepark und gingen da noch eine Runde am Meer spazieren, bevor wir abends erschöpft in Rockport ankamen.

Tag 7: Mai-Fleisch (We don’t call 911!)

Mit einer Erinnerung an frühere Tage fuhren wir mit dem Union Pearson Express zum Flughafen.

Dort bekamen wir trotz abgelaufenem internationalen Führerschein (ähh 2018) ein Auto und machten uns auf den Weg gen Osten. Wir entschieden uns gegen die Niagara-Fälle, weil wir ohnehin schon eine lange Fahrt vor uns hatten. Unser Ziel: Williamtown (Massachusetts). Dafür mussten wir erstmal die zweite Hürde überwinden: die Einreise in die USA. Das lief aber problemlos, obwohl mein Visum im abgelaufenen alten Pass war.

Ein kurzer Stopp bei Walmart um Nutterbutter-Kekse und Krims zu kaufen und dann geht es weiter Richtung Green Mountains. Das Wetter ist so lala, was aber angesichts der gleichzeitigen Überschwemmung von New York City, mehr ist als wir uns wünschen konnten.

Dem folgten einige Stunden langweilige Autobahn, bis wir am Ende von New York State diese verließen und begannen durch das Rural America zu fahren, welches sich dann auch gleich als richtig rural entpuppte.

Bei manchen Schildern denkt man ach wie witzig.

Und wenn man dann aussteigt, um zu photographieren, dann kommt tatsächlich eine Kutsche vorbei.

Abendessen gab es im Miss Johnstown Diner, in einem alten Eisenbahn-Wagon, der aber bereits seid 80 Jahren eine Burgerschmiede beherbergt. Sehr spannend und sehr leckere Burger. Auf Grund der weiter gestiegenen Kreditkartengebühren kann man nur noch Cash bezahlen, aber sie haben immerhin einen ATM aufgestellt (3$ Gebühr). Aber es ist auch nachvollziehbar nervig, wenn Leute vorbeikommen und einen Donut kaufen und das Restaurant auf Grund der Gebühren gar nichts mehr daran verdient.