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Tag 22: Coming home

Unsere Rückreise beginnt mit einem Geocache an der Brücke über den St.Lorenz-Strom, um den Travelbug in Kanada zu lassen. Eine Geocoin rutscht bei der Gelegenheit noch ins Gepäck und beginnt ihre Reise nach Europa.

Der Rest des Tages bestand in überwiegend langweiliger Fahrt über die Autobahn, bis wir dann doch nochmal abgebogen sind um schnell nochmal Pizza zu essen. Im Vergleich zu der bisherigen Landschaft war es aber nicht besonders aufregend. Der aufregende Teil war dann die beidseitig 5 spurige Autobahn rund um Toronto, aber die haben wir auch überstanden. Insgesamt war die Autofahrt dank Android Auto und Google Maps aber echt entspannt.

Jetzt sind wir in Toronto am Flughafen und warten etwas erschöpft auf den Rückflug.

Tag 21: Pennsylvania Dutch und die Heimat von Ben&Jerrys

Die morgendliche Wanderung durch die Flume Gorge im Franconia Notch State Park war trotz der sehr frischen Temperaturen (5°C) und der großen Zahl der Tourist:innen ganz schön. Es war jedoch ein starker Kontrast zu den Parks in New Brunswick, wo wir ja oft alleine unterwegs waren.

Da die Flume Gorge erst um 9 Uhr aufmacht, gibt es um 9 Uhr auch eine Schlange. Da z.T. aber 4000-5000 Leute pro Tag durch die Schlucht gehen, ist klar, dass es im Laufe des Tages nicht besser wird.

Nachdem wir am Tag vorher ja schon Amisch mit ihrer Kutsche gesehen hatten, haben wir hier zwei ältere Paare getroffen, die zu den Pennsylvania Dutch Amish gehörten. Die eine Frau meinte etwas in die Richtung von „so ein Ding“ brauche sie auch, während sie auf meinen Wanderstock guckte. Daraufhin sprach ich sie an und sie erklärten uns, dass sie tatsächlich aus Pennsylvania kommen.

Die Schlucht selbst lohnt sich durchaus, es ist ein netter kleiner Trail mit ein paar Wasserfällen und einer Holzbrücke.

Bei der Holzbrücke gab es früher einen Professor, der im Sommer die Tourist:innen auf einem Boot über den Fluss gefahren hat und von den Einnahmen sogar das Jahr über leben konnte.

Zum Mittagessen trafen wir uns mit Michael in Burlington (Vermont), einem pensionierten Prof für inklusive Pädagogik, der ganz wunderbare Cartoons zum Thema veröffentlicht hat, die (leider) in den letzten 20 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Nachtisch gab es bei Ben&Jerrys sehr leckeres Eis, wobei es äußerst schockierend war, dass die Toiletten dort, wie viele öffentliche Toiletten aus Angst vor Drogentoten geschlossen waren. Vermont ist als linker Staat bekannt (Bernie Sanders war der Bürgermeister von Burlington) und ist von der Einwohner:innenzahl vergleichbar mit Bremen. (Die Fläche ist aber 56mal so groß.)

Wir beendeten unseren Tag in Cornwall (Ontario), kurz hinter der kanadischen Grenze, die deutlich entspannter zu überqueren ist als die zur USA.

Tag 20: Good bye, New Brunswick

Nach dem leckeren Frühstück von Angie im Carriage House Inn führten wir noch ein Interview mit Ben von Inclusion New Brunswick. Er berät Eltern und begleitet sie im Umgang mit Schulen und konnte uns auch Dinge zum Übergang Schule Beruf berichten. Auch hier gilt: Ziel ist es langfristig zur Qualifikation der Beteiligten beizutragen, in dem Wissen, dass man nicht alle Schüler:innen selber versorgen kann.

Direkt im Anschluss fuhren wir zu Kendra, der Schulleiterin einer Highschool, die sich für uns Zeit nahm und einen Einblick in ihre Arbeit gab. Zum Beispiel gibt es eine Initiative Schüler:innen aus Armutsverhältnissen mit Frühstück, Mittag und Supper zu versorgen. Im Rahmen dieses Programms werden auch die Familien zu Hause mit Grundnahrungsmitteln und Windeln usw. versorgt. Finanziert wird das Ganze über Spenden.

Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg nach Lincoln (New Hampshire), wobei wir wieder an Kutschenschildern und passenden Kutschen vorbeikamen und sehr froh waren, dass wir hinter dem Traktor fahren konnten und er uns nicht entgegenkam.

Extrabreiter Traktor, der fast die gesamte Straße einnimmt

Tag 19: Science east

Am Morgen trafen wir uns mit Gary, der lange als Schulleiter tätig war und nun mit 64 im Ruhestand noch an der Uni in Fredericton arbeitet. Das war ganz spannend, weil er uns in verschiedene Bereiche Einblicke geben konnte.

In der Pause war genug Zeit für einen kurzen Besuch im Science East, einem kleinen Science-Center in Downtown Fredericton. Es ist in dem ehemaligen Gefängnis der Stadt untergebracht, worüber noch eine kleine Nebenausstellung informiert. Spannend ist der Kontrast zu den Sciencecentern, die ich bisher besucht habe, die eher fancy Neubauten waren, die speziell dafür gebaut worden sind. Science East hat eher einen Charme von selbst gebastelt.

Experiment mit fluoreszierender Farbe

Am Nachmittag trafen wir uns noch mit Kim vom Ministerium, die auch nochmal aus ihrer Sicht berichtete. Was u.a. ganz spannend war, ist die enge Zusammenarbeit von Ministerium, Inclusion New Brunswick und der Lehrer:innen-Gewerkschaft zum Thema Inklusion. Diese gegenseitige Wertschätzung und Beteiligung ermöglicht, dass es eher ein Miteinander in diesem Bereich gibt als ein Gegeneinander.

Tag 18: Back to work! In the haunted house…

Dank der Hilfe von Gordon Porter konnten wir heute ein Interview mit dem ehemaligen Bildungsminister führen, der für die Inclusion Policy verantwortlich war. Ähnlich wie in Bremen, ist New Brunswick relativ klein, was dazu führt, dass Menschen Menschen kennen und über persönliche Kontakte Dinge möglich werden.

Am Nachmittag konnten wir dann im Wohnzimmer noch ein weiteres Interview mit Tanya von Inclusion New Brunswick führen. Beides spannende Gespräche, die gute Beispiele für unser OpenTextbook geben werden.

Tag 17: 2 hikes are better than 1, twice the fun…

Mit (noch) besserem Wetter ausgestattet machten wir uns auf den Weg zu den Wasserfällen in Fundy National Park (Moosehorn Falls, Laverty Falls und ein paar namenlose dazwischen). Ein entspannter kurzer Weg, genau das Richtige für einen Feiertag (Canadian Thanksgiving ist einen Monat eher als in den USA). Das ist auch der Grund weshalb wir ein Interview schon am Freitag geführt haben, da heute sowieso noch ein Tag Zwangspause anstand.

Als wir fertig waren mit der Runde war noch ausreichend Zeit um zum Eye of the needle trail (nicht zu verwechseln mit dem in Zion) zu fahren, der mit 5,0 doch sehr positiv bewertet wurde. (Es war klar man braucht zwei Stunden für den Weg und der Park schließt um fünf.) Es ist ein Weg hinunter in einen Canyon, mit weiteren wunderschönen Wasserfällen und Ketten zum festhalten.

Wieder oben aus dem Canyon sind wir schnell noch zum Aussichtspunkt, der die 300m extra tatsächlich auch wert war.

Dann zack ins Auto und 16:59 überquerten wir die Parkgrenze. 😉

Tag 16: Sturmfolgen? Kein Matsch!

Auch dieses Wochenende war wieder ein Sturm angekündigt für New England und auch für New Brunswick. Diesmal schien er jedoch nicht so dramatisch wie befürchtet. Der Regen hatte am Morgen wieder aufgehört und wir machten uns auf den Weg Richtung der Hopewell Rocks. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch Germantown. Wobei Town etwas übertrieben scheint. 1765 war hier wohl noch mehr los, wenn man dem Provinzarchiv glaubt, wohnte 1871 hier 150 Menschen (ehemalige deutsche Siedler:innen aus Pennsylvania, die später weiterzogen). Wir bewunderten die covered bridge und lernten, dass die Motivation, die Brücken zu überdachen war, dass zu der Zeit die Holzbrücken vor der Witterung geschützt werden mussten, da es noch keine Holzschutzlacke und ähnliches gab.

Bei den Hopewell Rocks war nicht viel los und wir waren zu Beginn der Zeit dort, wo die Ebbe ausreichend war, um den Strand betreten zu können. Die Rangerin erklärte uns, dass der lehmige Schlamm der normalerweise dort ist, diesmal vom Sturm mitgerissen wurde, was dafür sorgte, dass der Strand deutlich entspannter bewandert werden konnte. Die Hopewell Rocks sind Sandsteinfelsen, die vom Wasser geformt wurden.

Hopewell Rocks, Fels am Strand

Nach den Hopewell Rocks (die übrigens von verärgerten Walen verzauberte Ureinwohner:innen sind) fuhren wir über den neu gebauten Fundy Parkway in Richtung des Octopussy Eisladens in St. Martin, der leider aber geschlossen war, auf Grund des Wetters. Aber immerhin haben wir die Hängebrücke auf dem Weg mitgenommen. Da der Parkway um fünf Uhr schließt sind wir dann außen rum wieder zurück gefahren. Auf dem Weg gab es immerhin noch zwei scheue Rehe zu bewundern.

Hängebrücke über einen Fluss

Tag 15: Little (well no) salmon river

Um die Chance auf Bären zu verbessern haben wir einen Weg zum Little Salmon River rausgesucht. Über Dirt roads ging es zum Ausgangspunkt, immer mit einer gewissen Unsicherheit, weil Google Maps sich manchmal nicht ganz sicher schien. Aber am Ende des Wegs war ein erkennbarer Trailhead und so schlugen wir uns in den Wald. Abgesehen vom „etwas“ matschigen Anfang („Das ist nen Scheißtrail!“) war es ein sehr schöner Weg, der auch hinreichend gut markiert war. Am Ende erreichten wir den Little Salmon River, der dank Überfischung (und falscher Jahreszeit) keinen Lachs mehr enthält. Schön, war es trotzdem (siehe oben). Um nicht in die Dunkelheit zu geraten sind wir dann doch fix zurückgewandert, weil Matsch im Dunkeln wohl die Bewertung des Trails nicht positiv beeinflusst hätte.

Auf dem Rückweg gab es auch noch frische Bärenspuren im Matsch, aber leider war kein Bär zu sehen.

Tag 13: Mt. Bailey oder Bear warnings

Auch heute ging es wieder zum Mt. Carleton Provincial Park: zum Mt. Bailey.

Im Park waren heute 20 Autos (weil die Sonne schien, gestern waren es nur 10). Auf dem Weg haben wir sechs Leute getroffen. Ein Pärchen, wo er meinte im Wald kiffen zu müssen, eine einzelne Frau und eine Familie, wo der Teenager sich wünschte im Auto mit Klimaanlage und Internet zu sein. Das war ein gravierender Unterschied zu Acadia, der zu den meist besuchten Parks gehört (4 Mio pro Jahr).

Ein verhältnismäßig entspannter Weg führt auf den Berg selbst, aber das eigentliche Highlight sind die Ausblicke von den (optionalen) Klippen auf dem Weg zurück. Wenn man hier nicht abbiegt, dann verpasst man den besten Teil des Weges.

Mir wurde an der Stelle bewusst, wie unfassbar privilegiert wir sind, hier sein zu dürfen, diese Aussicht genießen zu können, den Wind, der uns wieder trocken pustet.

Nach dem Wandern sind wir schnell noch zum Wasserfall gefahren und haben im sehr kalten See gebadet.

Leider waren weder Elche noch Bären zu sehen, obwohl letztere gerade erst in der Nähe gesichtet wurden und Warnschilder aufgehängt wurden.

Tag 12: Oh, wie schön ist Kanada

Gestern sind wir ja schon ein paar Stunden durch die schöne und leere kanadische Landschaft gefahren. New Brunswick hat 11 Einwohner:innen pro km². Zum Vergleich: Mecklenburg-Vorpommern hat 69 Einwohner:innen pro km². Und dann sind es ja auch immer noch Durchschnittswerte (weil auch hier Menschen in kleinen Städten leben). Dementsprechend wenig ist auf den Straßen los.

Nach einem leckeren Frühstück mit Avocado-Toast und Pancakes bei Pür&Simple fuhren wir zum Mt. Carleton Provincial Park. Schon die Fahrt zum Trailhead war wirklich schön.

Straße mit Bäumen mit gelben Blättern am Rand

Wir sind an einem kleinen Fluss entlang auf den Mt. Carleton gewandert und dann auf der Wanderautobahn wieder runter. Auf dem Mt. Carleton gibt es ein Waldbrandbeoachtungshäuschen, was aber seit 1968 nicht mehr in Betrieb ist. Ingesamt war es eine entspannte schöne Wanderung.

Panorama von Mt. Carleton mit Feuerbeobachtungshäuschen

Dann konnten wir zum Glück noch im Park tanken und mussten keine Angst haben, auf dem Rückweg irgendwo im nirgendwo auf der Landstraße ohne Sprit liegen zu bleiben.

Tag 11: One-way loop und Community House Pizza

Der Acadia hat neben Wanderwegen auch zwei Klettersteige im Programm. Anders als Angels Landing in Zion, sind diese aber als one-way-loop trails angelegt und auch ausgeschildert. (Das hält aber Menschen nicht davon ab sich über mangelnde Ausschilderung zu beschweren, wenn sie sie andersherum laufen…)

Metallstufen im Fels

Nach der kleinen Kletterrunde sind wir noch zum gegenüberliegenden Sandy Beach, der zwar sehr schön (wellig) und sandy ist, aber keine Dusche hat, um das Salzwasser wieder loszuwerden. Seal Harbour Beach wiederum hat eine Dusche, aber keine nennenswerten Wellen oder Strand. Daher sind wir schnell zum Echo Lake gefahren, der als Süßwassersee zum einen wärmer war und zum anderen keine Salzkruste auf der Haut hinterlässt.

Echo Lake mit Berg

Dann ging es schnell weiter in Richtung New Brunswick. Mit einer Kurz-vor-Feierabend-Pizza bei einem Laden (Milda’s Pizzas + More), der in einem Community Center von Fredericton ist, in dem drei Frauen wunderbare Pizza aus dem Steinofen zaubern. Nachdem wir alle Alternativen durchdiskutiert hatten, ging dann auch Kreditkartenzahlung, da auch der ATM nicht so wollte, wie gedacht.

Um halb zwölf erreichten wir dann unser schickes kleines Haus in Petite Rocher.

Tag 10: Superscenic, aber leere Tidepools, Ersatzrehe

Heute stand der einzige US National Park der Reise auf dem Programm: Acadia, im Nordosten Maines. Wir waren aber vorbereitet.

Er ist auf einer Insel und schlauerweise sind wir nicht am Wochenende hingefahren, sondern an einem Montag. Naja, es war trotzdem die Hölle los. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass es am Wochenende noch mehr Menschen sind, aber sind es wohl.

Auch voll schlau: Sonnencreme kaufen auf dem Weg zum Park. Mittelschlau: vergessen sie draufzumachen, bevor man loswandert und die Sonnencreme im Auto lässt.

Nach einer kurzen Beratung durch eine etwas genervte Rangerin haben wir uns für eine Wanderung auf den Mt. Cadillac durch eine Schlucht (Gorge Path) entschieden.

Auch auf den Mt. Cadillac kann man (mit Reservierung) mit dem Auto fahren, so dass es oben auch recht voll war. Wir haben also ein paar Bilder gemacht und sind dann über den North Ridge Trail wieder nach unten. Dieser war weniger überfüllt als im Internet angekündigt („you will not be alone“). Unterwegs trafen wir noch Bird watcher, die dokumentieren wieviele Falken gen Süden ziehen (und auch alle anderen Vögel). Insgesamt waren es heute 55.

Einzelne Bäume sind schon schön rot, aber insgesamt merkt man, dass es an der Küste noch ein bisschen dauert.

Im Anschluss sind wir nach Bar Harbor gefahren um Sandwiches und Eis zu essen. Sehr lecker! Bar Harbor, ist eine kleine Stadt, die immer wieder von ganz, ganz vielen Tourist:innen wie uns geflutet wird. Muss sich auch komisch anfühlen da zu leben.

Die eine Birdwatcherin hatte uns Ship Harbor empfohlen, um dort die Tidepools bei Ebbe zu besuchen. Die Pools waren sehr schön, aber leider gab es keine Seesterne oder Mini-Lobster zu sehen.

Auf dem Rückweg gab es noch ein paar Rehe als Ersatz zu bewundern. Dank ISO 25600 war es auch gar nicht mehr so dunkel auf dem Bild. 😉

Tag 9: Kopf oder Bär

Beim Frühstück in Rockport haben wir uns mit einer älteren Dame aus Ohio unterhalten, die sich dann gerne über Nahtoderfahrungen unterhalten wollte, aber leider kannte keiner von uns beiden die entsprechenden YouTube-Videos. Jedes Bild hat seine Geschichte, ich weiß, aber trotzdem finde ich das Schild dass man sein Frühstück bitte innerhalb von 10min einnehmen soll und sich bitte auf einen Gang zum Buffet beschränken soll, irgendwie nur so mittel einladend.

Deutlich einladender war dann der Camden State Park, den wir besucht haben. Ein kleines Netz aus Wanderwegen, wobei wieder galt, wenn man von der Hauptroute ein Stück abweicht, dann ist man auch wieder allein. Dementsprechend wurden auch die Geocaches am Wegesrand eher selten aufgesucht. Der Travelbug der Boysscouts den ich gefunden habe, liegt dort seit Anfang 2021 und freut sich nun, es aus Maine hinaus zu schaffen. Der Travelbug aus Irland hat nun offiziell auch die USA besucht und ist damit schon über 10.000 km mit mir unterwegs (und sechs Länder: Deutschland, Norwegen, Schweden, Polen, Tschechien, USA). In Kanada werde ich ihn dann freilassen.

Auch Tiere gab es im ruhigen Teil vom Camden State Park zu bewundern: die kleine Schlange, einige Frösche, noch zu identifizierende Raubvögel und ein paar flinke Streifenhörnchen.

Der Ausblick vom Mt. Battie lässt sich mit dem Auto erreichen, daher war dort deutlich mehr los. Auch wenn ich ja oft ein bisschen genervt bin von den Unmengen an Leuten, so ist es aber eben auch eine Demokratisierung schöner Aussichten, weil es so Menschen dorthin schaffen, die sonst keine Chance gehabt hätten den Blick zu genießen.

Beim Abendessen im Lobster-Restaurant habe ich mir dann von Dirk die American Football Regeln erklären lassen (das lief dort im Hintergrund: New England Patriots vs. Dallas Cowboys).

Bei der Entscheidung wer welches Zimmer bekommt hat Dirk sich für „eine Münze fallen lassen“ entschieden. Bei der Frage Kopf oder Bär habe ich natürlich Bär gewählt und konnte dann das Zimmer in unserem Airbnb auswählen, in dem ich schlafen will.

Tag 8: ein Tag – vier Staaten, zwei Amerikas

Wir begannen unseren Tag in Massachusetts mit einem typischen amerikanischen Motel-Frühstück (Plastik-Besteck, Donuts, Bagels usw.), gemeinsam mit einem älteren Paar aus Süddeutschland, die wohl deutlich nasser geworden sind gestern auf der Fahrt als wir. Nachdem der Besitzer sich nochmal schockiert gezeigt hat, dass wir die Niagara-Fälle ausgelassen haben, machten wir uns dann auf den Weg Richtung Norden. Er meinte, dass die schönen Farben des Herbstes in einer Woche zu sehen sein müssten. Im Moment kann man sie erahnen, aber es war auch sehr bewölkt und so lohnten sich die Viewpoints nicht so richtig.

Trotzdem war es schön durch die Wälder zu fahren, aber das Bedürfnis wandern zu gehen ließ sich noch kontrollieren. 😉

So fuhren wir durch Vermont, New Hampshire (nix von Wahlkampf zu sehen) bis nach Maine. Dort fuhren wir die Küste hinauf und der Unterschied zwischen dem ländlichen New York State gestern und den kleinen niedlichen Küstenstädtchen in Maine und New Hampshire war schon beeindruckend. Am deutlichsten war er im Vergleich zwischen den Restaurants. Es ließ sich heute doch eher mit Café im Prenzlauer Berg vergleichen, mit deutlich anderer Kundschaft und Bedienung, als bei Miss Johnstowns Diner.

In Maine ist Marihuana sowohl für medizinischen als auch für „recreational“ Einsatz legal, wird aber an unterschiedlichen Stellen vertrieben. Von außen ist es allerdings nicht zu erkennen, was für ein Laden das jetzt gerade ist. Medizinische Läden dürfen nur an Menschen mit Rezept verkaufen, während man sich für recreational use mit einem Führerschein ausweisen muss und dann in einer Datenbank erfasst wird. Da auf dem nationalen Level Marihuana noch illegal ist, darf man dann wiederum z.T. keine Waffen kaufen, da man dort angeben muss, ob man illegale Drogen konsumiert. Es ist alles vertrackt…

Der Typ, der bei dem Laden rumhängt, hat aber trotzdem jede Menge Waffen (genug für den gesamten Ort), weil die Menschen, die Regierung steuern (die großen Firmen) einfach gruselig sind und er jederzeit bereit sein will sich zu wehren. (Biden is not the problem, he is just a puppet…). Spannend ist die Geschichte, dass die Fischer, wohl ihre Lizenz verlieren sollen, weil Windräder vor der Küste gebaut werden sollen, aber das muss man wohl im Detail nochmal anschauen.

In Ogunquit gibt es wiederum die andere Seite Amerikas zu sehen, eine kleine Stadt voller Tourist:innen, mit Regenbogenfahnen und jeder Menge Infrastruktur (und Stau).

Wir machten uns aber lieber noch auf den Weg zum Popham Beach Statepark und gingen da noch eine Runde am Meer spazieren, bevor wir abends erschöpft in Rockport ankamen.

Tag 7: Mai-Fleisch (We don’t call 911!)

Mit einer Erinnerung an frühere Tage fuhren wir mit dem Union Pearson Express zum Flughafen.

Dort bekamen wir trotz abgelaufenem internationalen Führerschein (ähh 2018) ein Auto und machten uns auf den Weg gen Osten. Wir entschieden uns gegen die Niagara-Fälle, weil wir ohnehin schon eine lange Fahrt vor uns hatten. Unser Ziel: Williamtown (Massachusetts). Dafür mussten wir erstmal die zweite Hürde überwinden: die Einreise in die USA. Das lief aber problemlos, obwohl mein Visum im abgelaufenen alten Pass war.

Ein kurzer Stopp bei Walmart um Nutterbutter-Kekse und Krims zu kaufen und dann geht es weiter Richtung Green Mountains. Das Wetter ist so lala, was aber angesichts der gleichzeitigen Überschwemmung von New York City, mehr ist als wir uns wünschen konnten.

Dem folgten einige Stunden langweilige Autobahn, bis wir am Ende von New York State diese verließen und begannen durch das Rural America zu fahren, welches sich dann auch gleich als richtig rural entpuppte.

Bei manchen Schildern denkt man ach wie witzig.

Und wenn man dann aussteigt, um zu photographieren, dann kommt tatsächlich eine Kutsche vorbei.

Abendessen gab es im Miss Johnstown Diner, in einem alten Eisenbahn-Wagon, der aber bereits seid 80 Jahren eine Burgerschmiede beherbergt. Sehr spannend und sehr leckere Burger. Auf Grund der weiter gestiegenen Kreditkartengebühren kann man nur noch Cash bezahlen, aber sie haben immerhin einen ATM aufgestellt (3$ Gebühr). Aber es ist auch nachvollziehbar nervig, wenn Leute vorbeikommen und einen Donut kaufen und das Restaurant auf Grund der Gebühren gar nichts mehr daran verdient.

Tag 6: Abschied aus Waschbär-City

Der letzte Tag in Toronto war geprägt von zwei Schulbesuchen. Am Morgen machten wir uns auf den Weg in den Norden der Stadt zu einer Privatschule, die in einem der zwei traditionell reichen Viertel der Stadt liegt. Auch wenn man bei der Besichtigung von außen den Eindruck hat, dass sich Bremer Studierende dort vermutlich fehl am Platz fühlen, so ist es zumindest in dem Grundschulbereich, so dass es eben doch kleine Kinder sind (alles Mädchen), die Lust haben zu lernen und die Lehrkräfte sehr engagiert sind und an der Reggio Pädagogik orientierte Arbeit in privilegiertem Umfeld machen. Tolle Klassenräume und tolle Projekte zu Aquaponik oder zum Bau eines umfangreichen Kaninchengeheges im Klassenzimmer.

Sie beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit und auch der Frage wie das mit den First Nations thematisiert werden kann. Wobei wenig überraschend die Repräsentation in der Schülerinnenschaft oder bei den Mitarbeitenden quasi nicht vorhanden ist.

Bei der zweiten Schule handelte es sich um eine Highschool im Herzen der Stadt, die einen großen Teil (50%) Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf hat und sich eher auf den technischen Bereich fokussiert. Dementsprechend war die Ausstattung mit Werkstätten sehr attraktiv. Sie hatten neben einer Schweißwerkstatt auch eine Elektrikwerkstatt, die einen maßstabsgetreuen Nachbau eines Hauses in der Werkstatt zu stehen hatte, so dass man am „lebenden“ Objekt lernen konnte.

Ich hab mir danach noch einen Pulli gekauft, damit ich beim Wandern nicht friere. Zur großen Freude von mir und der Verkäuferin, war das innerhalb von einer Minute abgeschlossen (schwarzer Midlayer in L, bitte, danke, brauchen Sie eine Tüte?).

Dann trafen wir uns bei einem Koreanischen Restaurant und ich konnte noch ein bisschen über spontane Produktphotographie lernen. 😉

Beim Zurückfahren fiel mir noch auf, dass die Gebühren für fahren ohne Ticket in Toronto beeindruckend viel höher sind (295€). Die Frage ist wie sich dass auf Obdachlose und andere von Armut betroffene auswirkt und zu einer noch stärkeren Kriminalisierung führt und ob es zu einer höheren Fahrscheinquote bei allen anderen führt. (Wobei die natürlich auch kulturell bedingt sein könnte.)

Leider haben wir keinen Waschbär gesehen, auch wenn David meinte, die seien so häufig, dass es schon Vorschläge gab sie als Wappentier zu verwenden.

Tag 5: Dont come in, we are not open!

Da gestern Abend die Debatte fast aller Kandidat:innen der Republikanischen Partei für die Präsidentschaft stattfand, komme ich erst jetzt dazu noch etwas zu gestern zu schreiben.

Wir begannen den Tag mit dem Besuch einer „Inner City School“, die nicht unbedingt „Inner City“ war im geographischen Sinne. Sie zeigte einmal mehr wie wichtig das Engagement der Schulleitung ist, da dieses hier auch der Schlüssel zu weiteren Finanzquellen ist. So erhält für die Schule eine Förderung der größten kanadischen Buchhandlung von über 100.000$. Damit lässt sich schon einiges anfangen. Und wenn man dann noch die engagierte Lehrkraft, die sich um die Schulbibliothek kümmert gleich mitbringt, dann läuft dieser Teil schon mal.

Tür die Schulbibliothek mit QR-Codes zu den Materialien

Schön, fand ich dieses Kunstprojekt, das auch die Vielfalt der Kinder abbildet.

Instruktionsblatt in Englisch, z.B. falte einen grünen Bogen, wenn Du einen Bruder hast
Beispiel von vielen Blättern mit gefalteten Elementen die die Vielfalt der Kinder abbildet

Die Herausforderungen an der Schule ähneln denen Bremer Schulen. Allerdings sind zum Teil die Lösungen andere. Für „Newcomer“, die noch nicht alphabetisiert sind, gibt es stundenweise spezielle Angebote, aber sie sind auch jeden Tag Teil ihrer Stammklasse. Es gibt auch eine Sonderklasse für Kinder mit Förderbedarf Geistige Entwicklung, die stundenweise kooperiert. Da sind wir insbesondere an der Grundschule in Bremen oft schon weiter.

Spannend war zu sehen, wie alle Schüler:innen durch das Konzept Thinking Classrooms im Mathematikunterricht aktiviert wurden. Hier lohnt sich sicher nochmal der Austausch mit den Kolleg:innen aus der Mathedidaktik, was die dazu denken. Es wirkt zumindest erstmal so als wären die Lernenden stärker involviert und im Austausch.

Nach dem Schulbesuch sind wir zu OISE gefahren um uns mit Cath zu treffen, die uns etwas aus der Perspektive einer OISE Absolventin erzählt hat. Da sie das vor allem der Kamera erzählt hat (und ich mich außerhalb des Bildes gehalten habe), kann ich davon nicht so viel berichten. Leider haben wir keine weißen Eichhörnchen gesehen, die wohl in dem kleinen Park, durch den wir gelaufen sind, manchmal anzutreffen sind. Immerhin gab es ein schönes Schild am Eingang (siehe ganz oben).

Im Anschluss wollte ich zu dem vegetarischen Restaurant gehen und bin mit dem Vorhaben aber grandios gescheitert.

Vermeintlich offenes Restaurant, was dann doch Mittwoch zu hat.

Auf dem Weg zu Pizzaria (Build your own pizza) kam ich dann noch an einem Magic Mushroom Laden vorbei. Anders als Cannabis sind Magic Mushrooms in Toronto nicht legal. Aber Dirk hat mit einer Mitarbeiterin gesprochen, die meinte, dass es trotzdem 5-6 Läden gibt, die Pilze verkaufen und dass das wohl vor der Legalisierung von Cannabis ähnlich war. Es gab also erst die Geschäfte und dann die Legalisierung. Ich hab mich bei der Pizza dann aber doch für reguläre totally unmagic mushrooms entschieden.

Magic Mushroom Laden

Tag 4: U-Bahn im Hörsaal

Andrew Campbell (Dr. ABC) hatte uns gestern zu einem gemeinsamen Vortrag für fünf Seminare im Kontext der Auseinandersetzungen um 2SLGBTQ* an kanadischen Schulen eingeladen. Per Zoom. Da wir aber schon mal hier sind, haben wir dann doch die Möglichkeit genutzt live vor Ort zu sein. Es war eine gemeinsame Aktion von mehreren Lehrenden, die ihre Seminare zusammengelegt haben, um ein Zeichen gegen 2SLGBTQ*-Feindlichkeit zu setzen.

Neben Andrew war auch Leslie mit dabei, die zum Einstieg uns gebeten hat, die Augen zu schließen und zu überlegen, welche Personen/Situationen in der eigenen Schulzeit für uns bedeutsam waren/uns das Gefühl gegeben haben gesehen worden zu sein.

Leslie hat auch aus einem interessanten Projekt erzählt, in dem sie in Schulen in Karten der Schulen haben einzeichnen lassen, wo sich Schüler:innen wohl fühlen und wo angstbesetzte Räume sind. Das fand ich einen sehr interessanten Ansatz für die Schulentwicklung.

Tara Goldstein hat dann von dem Projekt LGBTQ Families speak out berichtet in dem sie Videointerviews gemacht haben, um die Perspektiven der Familien zugänglich zu machen. Außerdem haben sie versucht die Erfahrungen zugänglich zu machen über Briefe an Lehrkräfte, die diese Erfahrungen thematisieren.

Cover des Buches von Tara Goldstein

Andrew Campbell hat dann von seinen Erfahrungen als 10 jähriger Junge auf Jamaica berichtet, was schon sehr eindrücklich gemacht hat, was es bedeutet, wenn Kinder nicht ohne Angst in die Schule fahren können.

Schön war hingegen das Beispiel von der Schule, wo von allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft (inkl. Vertretungslehrkräften) gemeinsam ein Baum gemalt wurde oder die Schule wo von allen Kindern ein Bild am Eingang war.

Bild eines Bildes, wo von allen Kindern einer Schule ein Portrait ein Gesamtkunstwerk in Regenbogenfarben ergibt.

Das ganze fand statt im Auditorium des OISE, welches sich direkt über der U-Bahn befindet, weshalb man immer mal das Gefühl hat sie würde direkt durch den Hörsaal fahren.

Nach einem weiteren spannenden Gespräch mit Leslie und David über internationale Zusammenarbeit und die verschiedenen Projekte, sind wir dann mit den Fahrrädern nach Little India gefahren und haben hervorragend indisch gegessen (das beste Blumenkohl Pakoras, was ich bisher gegessen habe, aber wohl auch das schärfste). Toronto vermarktet sich z.T. wohl auch als City of neighbourhoods, wobei es ganz spannend ist die unterschiedlichen Ausprägungen zu sehen. Während Chinatown natürlich gewachsen wirkt (mit chinesischen/z.T. zweisprachigen Geschäftsschildern), sieht Greektown doch eher künstlich herbeidekoriert aus (mit Straßenschildern auf griechisch, aber sonst einem geringeren Einfluss auf das Straßenbild). Zurück sind wir dann 33 Stationen mit der Straßenbahn gefahren, die uns aber von Haustür zu Haustür gebracht hat, was also dem Müdigkeitslevel voll angemessen war.

Tag 3: Effizient duschen und posing squirrels

Wenn man um zehn Uhr ins Bett geht (was nicht leicht ist, wenn einem ab acht die Augen zufallen), dann klappt immerhin bis um sechs Uhr schlafen.

Weitere Erkenntnis des Morgens: Ausschließlich kaltes Wasser (wo man schon weiß, dass kein warmes mehr kommt) trägt in mehrfacher Hinsicht zum Sparen bei. Beim Erhitzen, bei der Menge des Wassers (die man am Körper haben will) und bei der Zeit… Also voll gut gespart. Die Umwelt freut sich.🥶

Nachdem wir gut akklimatisiert waren (durch die zwei Tage Wochenende, nicht durch die kalte Dusche), konnten wir die Termine mit den Kolleg:innen vom Ontario Institute for Studies in Education (OISE) tatsächlich genießen, ohne dass uns die Augen zugefallen sind. Das war sehr angenehm. Nach einer Einführung in das Schulsystem Ontarios, die Uni in Toronto und einem Überblick über die Woche wissen wir jetzt, an welcher Stelle, was gedreht werden kann, um ein gutes Werbevideo für potentiell Interessierte und ein gutes Vorbereitungsvideo für die tatsächlich hierher kommenden Studierenden zu drehen.

Internationaler Austausch hat ja oft zur Folge, dass man schätzt was man „zu Hause“ hat: Schockierend finde ich tatsächlich, dass 90% der Lehre am OISE von nicht festangestellten Lehrenden erbracht wird, sondern von Lehrbeauftragten, die z.T. mehrere Lehraufträge immer und immer wieder übernehmen.

Zwei Kolleg:innen (Andrew und Kara) haben sich dann über Zoom mit uns getroffen und sich Zeit für uns genommen. Was sehr schön war, ist dass wir inhaltlich auf einer Wellenlänge sind und man das Gefühl hat, dass unsere Studis hier gut aufgehoben sein werden.

Von Andrew kam die schöne Idee, dass der wichtigste Teil an einem solchen Austausch nicht das ist, was er im Kurs erzählt sondern der Austausch mit den Peers. Daher sollten wir unsere Studis verpflichten sieben Menschen zum Kaffee einzuladen. Das fand ich eine sehr sympathische Idee für einen Leistungsnachweis.

Beim anschließenden Gespräch mit Jeff ging es mal wieder um die Frage wie man unterschiedliche Herkunftssprachen anerkennen und nutzen kann und wie Kanada damit umgeht. Spannend ist wie in einer Gesellschaft die zum überwiegenden Teil aus Einwanderer:innen besteht unterschieden wird zwischen „Newcomern“ (die ersten 5 Jahre nach Ankunft) und denen, die schon länger hier sind.

U-Bahn-Plan Toronto

Das OISE hat einen direkten U-Bahnhof-Anschluss (St. George), so dass man vom Keller des Gebäudes in die U-Bahn gehen kann. Außerdem kann das U-Bahnnetz mit schönen Stationen wie Summerhill und Castle Frank aufwarten. Zudem kann man einfach am Drehkreuz, wie in London die Kreditkarte/das Telefon hinhalten…

Auf dem Rückweg vom Supermarkt gab es dann noch ein Eichhörnchen was freundlicherweise posiert hat.

Posierendes graues Eichhörnchen

Falls ihr denkt, ähh, ein bisschen mehr hätte er schon noch schreiben können: ich bin leider doll müde. (Ist ja auch schon halb neun.)

Tag 2: Reif für die Insel

Wer um acht ins Bett geht muss sich nicht wundern, wenn er um fünf nicht mehr schlafen kann. Hab ich mich auch nicht. Aber es war dann auch schön irgendwann aufzustehen… Das kalte Duschen in Ermangelung von heißem Wasser weckte Assoziationen zu anderen Ländern, war aber letztlich auch zu überleben.

Der Plan für Tag 2 der Akklimatisierung war ein Besuch des Toronto Island Parks, ein Inselsammelsurium im Ontario See, das früher mal dicht besiedelt war.

Bis zu 10.000 Menschen wohnten hier in den Sommermonaten (wobei böse Zungen sagen würden: also von Mitte Juni bis Mitte Juli?). Jetzt gibt es noch 300 Häuser, die sehr hübsch sind und aber zentral verwaltet und für die es vermutlich eine längere Warteliste gibt.

Um da hin zu kommen muss man allerdings Fähre fahren. Um zum Hafen zu kommen, konnte man entweder schon wieder laufen oder mit den Leihfahrrädern durch die Stadt radeln. Da die Steigungen in Toronto nicht besonders stark sind, war letzteres das Mittel der Wahl. (Abgesehen von Fahrradwegen mit plötztlich auftretendem (aber vorgesehenem) Gegenverkehr war es nicht besonders aufregend.)

Leihfahrrad im Fahrradständer

Die Fähren fahren zu unterschiedlichen Punkten des Toronto Island Parks und unterscheiden sich dramatisch in der Zahl der Fahrgäste. Wir entschieden uns dann doch für die weniger vollgestopfte Fähre nach Ward Island und spazierten von dort einmal die Insel ab.

Baum mit weißen Blättern

Die Strände waren angenehm leer und die Wellen ordentlich hoch. Da beim zweiten Strand die Sonne schien beschlossen wir doch ins Wasser zu springen, was dank der Wellen und der angenehmen Wassertemperatur wirklich schön war. (Ja ich weiß, auch nicht so richtig geeignet für Januar bis März für die Studierenden.)

Strand mit Segelbooten auf dem Ontariosee

Vorbei ging es am Leuchtturm, der noch immer von seinem ersten Leuchtturmwärter heimgesucht wird und an Hanlans Point (clothing optional beach) zurück zum Center Island und von dort zurück an Land.

Schild dass über Hanlans Point als Ort der 2SLGBTQ+ Community informiert

2S steht übrigens für 2 spirits.

Dann schnell zum Eisladen spazieren, der wie erwartet mit neuen leckeren Sorten aufwarten konnte.

Da die nächste Ausleihstation für Fahrräder direkt gegenüber vom Eisladen unseres Vertrauens war, liehen wir uns dort neue Fahrräder und fuhren damit zum Supermarkt unseres Vertrauens, wo wir sie direkt wieder abgeben konnten. Die einzige vegetarische Pizza war leider von Dr. Oetker, aber spannenderweise eine Sorte die es in Deutschland nicht gibt.

Tag 1: Hüpfende Kinder und glückbringende Drachen

Dank des Hinweises der Reisekostenstelle, das man nicht am Wochenende reisen soll, da das ja zur Erholung gebraucht wird, sind wir am Freitag angereist. Damit haben wir den ersten Tag zur Akklimatisierung und zum Verarbeiten der Zeitumstellung. Das Klima ist tatsächlich sehr ähnlich wie in Bremen, insofern ist da die Umstellung nicht so groß. Die Zeitumstellung ist mit 6h deutlich größer.

Wir begeben uns zu dritt auf Erkundungstour durch Toronto. Da sechs Augen mehr als zwei sehen, kommen wir langsamer voran, sehen aber viele interessante Dinge auf dem Weg durch den Financial District, zum St. Lawrence Market, zum Sugar Beach, zum CN Tower, zum Eisladen und durch Chinatown wieder zurück zum Supermarkt bei uns um die Ecke.

Die zentrale Frage ist: welche Informationen brauchen Studierende, die zum Praxissemester hierher nach Kanada kommen. Bevor wir uns nächste Woche dem Inhalt widmen, sammeln wir heute Informationen zum drumherum.

Da ist der Eisladen von essentieller Bedeutung, aber auch Freizeitbeschäftigungen. The edge walk angeseilt außen auf der Plattform vom Fernsehturm wäre eine Option, aber vielleicht auch nicht im Winter (wenn die Studierenden hier sein werden). 😉

Financial District: beeindruckende Hochhäuser in nennenswerter Zahl (anders als in Deutschlands Bankenmetropole), aber sonst ist am Wochenende eher wenig los (ich weiß, es ist nicht so überraschend).

Sugar Beach: ein ehemaliger Parkplatz, der jetzt zum Chillen im Schatten am Ontario Lake einlädt, allerdings ohne Schwimmmöglichkeiten

Strand vor Hochhäusern mit Schirmen

St. Lawrence Market: eine große Halle mit Bäckereien (mit sehr leckerem Pumpkin Cranberry Brot, Fisch und Fleisch in gehobenem Stil und daneben eine kleinere Halle mit gemäßigteren Preisen und mehr Gemüse 😉 und leckeren vegetarischen Samosas.

Vitrine mit Macarons in bunten Farben

Beim CN Tower ist es unten erfreulich leer, wobei es oben doch gut gefüllt ist. Die zentrale Aufgabe ist das OISE, das Institut mit dem die Uni Bremen kooperiert, von oben ausfindig zu machen, was mit Hilfe von Google Maps/Street View auch gelingt. Von der zweiten Plattform die noch weiter oben ist, kann man das Dach der ersten Plattform sehen, auf der der Edge Walk stattfindet und wo man Menschen freihändig über dem Abgrund lehnen sieht. Auf jeden Fall ist es dort weniger laut und es sind weniger Menschen. (Man hätte aber noch drei Stunden warten müssen…)

Blick durch den Glasfußboden nach unten

Beim Runterfahren kommt man noch an der Glasscheibe im Boden vorbei und es macht schon ein komisches Gefühl, wenn das kleine Mädchen auf der Scheibe hüpft während man selber auf der Scheibe über dem Abgrund steht.

Der Eisladen (Ice cream for lunch) auf dem Weg zurück hat sich sein Rating von 4.7 bei Google durchaus verdient.

China und Canada in 10 days fühlt sich durchaus machbar an, wenn man durch Torontos China Town läuft, wo man sich dank Straßenfest mit tanzendem Drachen der durch die Läden zieht, schon beim Durchlaufen fühlt als wäre man viele tausend Kilometer westlich. Allein der Steel Drum Spieler, der Reggae Songs spielt bringt einen in die Realität zurück.

Drachentanz mit Verkleidung in Chinatown

Dann „schnell“ noch durch den Supermarkt flitzen, dann nach Hause und um acht Uhr (2:00 CET) fallen mir die Augen zu.

Tag 9 und 10: Transfertage

Die letzten zwei Tage waren wenig aufregend und von langem Fahren (10h) bzw. Fliegen geprägt.

Ein letztes Mal durch Zion fahren und dann auf nach Phoenix.

Ich konnte immerhin noch die nicht funktionierende SIM Karte zurückgeben und gucken was es an Süßwaren noch gibt.

Tag 8: West Rim Trail, Blue Grouse und Youtube Graus

Beim Frühstück erzählte mir mein Gastgeber, dass er fünf Kinder und 26 Enkelkinder hat. Die können ein eigenes Ferienlager aufmachen… Der Vorteil bei einer solchen Kinderzahl ist: wenn ein paar vom Glauben abfallen, ist es nicht so dramatisch.

Ich bin wieder mit dem ersten Shuttlebus in Zion gefahren und wurde mit einer großen Traube von Menschen bei Angels Landing ausgespuckt. Bis dorthin war es dementsprechend voll auf dem Weg, danach waren es noch 3 Männer, die vor mir liefen.

Die bogen irgendwann ab, um sich in einem Seitencanyon abzuseilen.

Dann war niemand mehr vor mir, was aber nicht bedeutet, dass ich einsamer als allein war, da es Leute gab, die auf dem West Rim Trail übernachtet haben (kommt auch noch auf die Bucketlist).

Aber ansonsten begegneten mir erst auf dem Rückweg wieder Leute, die sich zu spät auf den Weg gemacht haben um noch zu einer vernünftigen Aussicht zu kommen und wieder zurück.

Der Hinweg ging über den Rim Weg und hatte einige spektakuläre Aussichten zu bieten.

Der Rückweg ging durch den Telephon Canyon, der seinen Namen nicht einem tollen Echo verdankt, sondern den toten Bäumen, die aussehen wie Telefonmasten.

Ansonsten haben sie auf Aussicht bei diesem Weg verzichtet.

Nach 23,4km und 1200 Höhenmetern hoch und wieder runter bin ich ein bisschen platt.

Der Ranger hat mir übrigens rausgesucht, dass mein Vogel aus dem Birch Hollow Canyon wohl ein (in diesem Park seltener) Blue Grouse ist.

Nun bin ich wieder in bei meinem Airbnb, wo die Besitzerin mit einem der Enkel mit Hilfe von sehr lauten YouTube Videos Kirchenlieder singen übt. 😉

Tag 4: Versteinerte Bäume und das Monument Valley

Auf Empfehlung von Kip bin ich also morgens zum Petrified Forest National Park gefahren und war innerhalb kürzester Zeit wieder überwältigt von der Landschaft. Die gibt es da nämlich auch nicht nur versteinerte Bäume und Petroglyphen.

Im Visitorcenter habe ich dann mir einen Pass für die Nationalparks gekauft, in dem man Stempel (mit Datum) der einzelnen Parks sammeln kann. Gibt wohl auch noch eine App dazu… Mal gucken ob man da die nachträglich eintragen kann. Das ist ja bei der Papierversion eher aufwendig.

Im Anschluss ging es dann zum Monument Valley, wobei das aber bei Sonnenaufgang wohl besser gewesen wäre. Aber es war auch so schön.

Nach 500 Meilen bin ich dann tatsächlich nochmal los und 20km für einen Burger gefahren. Jetzt falle ich etwas erschöpft ins Bett und freue mich auf die Nordseite vom Grand Canyon morgen.

Tag 3: on the road again oder Zug um Zug

Nach einer tollen Konferenz machte ich mich auf den Weg nach Norden nach Holbrook.

Da ich erst gegen vier starten konnte, entschied ich mich doch für die landschaftlich weniger attraktive Strecke, die aber im Dunkeln besser zu befahren ist.

Zwischen durch noch einen Stop bei meinem Lieblingssupermarkt Safeway und auch noch bei Walmart um die grundlegende Versorgung mit Nahrung und Internet sicherzustellen.

Am Ende landete ich bei Kip meinem Gastgeber für die Nacht der mir gleich noch wichtige Tips gab für morgen. Außerdem liegt sein Haus an der Bahnstrecke Phoenix Santa Fe und ab abends fährt alle 8min ein Güterzug. Ist aber nicht schlimm laut gewesen.