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Tag 8: ein Tag – vier Staaten, zwei Amerikas

Wir begannen unseren Tag in Massachusetts mit einem typischen amerikanischen Motel-Frühstück (Plastik-Besteck, Donuts, Bagels usw.), gemeinsam mit einem älteren Paar aus Süddeutschland, die wohl deutlich nasser geworden sind gestern auf der Fahrt als wir. Nachdem der Besitzer sich nochmal schockiert gezeigt hat, dass wir die Niagara-Fälle ausgelassen haben, machten wir uns dann auf den Weg Richtung Norden. Er meinte, dass die schönen Farben des Herbstes in einer Woche zu sehen sein müssten. Im Moment kann man sie erahnen, aber es war auch sehr bewölkt und so lohnten sich die Viewpoints nicht so richtig.

Trotzdem war es schön durch die Wälder zu fahren, aber das Bedürfnis wandern zu gehen ließ sich noch kontrollieren. 😉

So fuhren wir durch Vermont, New Hampshire (nix von Wahlkampf zu sehen) bis nach Maine. Dort fuhren wir die Küste hinauf und der Unterschied zwischen dem ländlichen New York State gestern und den kleinen niedlichen Küstenstädtchen in Maine und New Hampshire war schon beeindruckend. Am deutlichsten war er im Vergleich zwischen den Restaurants. Es ließ sich heute doch eher mit Café im Prenzlauer Berg vergleichen, mit deutlich anderer Kundschaft und Bedienung, als bei Miss Johnstowns Diner.

In Maine ist Marihuana sowohl für medizinischen als auch für „recreational“ Einsatz legal, wird aber an unterschiedlichen Stellen vertrieben. Von außen ist es allerdings nicht zu erkennen, was für ein Laden das jetzt gerade ist. Medizinische Läden dürfen nur an Menschen mit Rezept verkaufen, während man sich für recreational use mit einem Führerschein ausweisen muss und dann in einer Datenbank erfasst wird. Da auf dem nationalen Level Marihuana noch illegal ist, darf man dann wiederum z.T. keine Waffen kaufen, da man dort angeben muss, ob man illegale Drogen konsumiert. Es ist alles vertrackt…

Der Typ, der bei dem Laden rumhängt, hat aber trotzdem jede Menge Waffen (genug für den gesamten Ort), weil die Menschen, die Regierung steuern (die großen Firmen) einfach gruselig sind und er jederzeit bereit sein will sich zu wehren. (Biden is not the problem, he is just a puppet…). Spannend ist die Geschichte, dass die Fischer, wohl ihre Lizenz verlieren sollen, weil Windräder vor der Küste gebaut werden sollen, aber das muss man wohl im Detail nochmal anschauen.

In Ogunquit gibt es wiederum die andere Seite Amerikas zu sehen, eine kleine Stadt voller Tourist:innen, mit Regenbogenfahnen und jeder Menge Infrastruktur (und Stau).

Wir machten uns aber lieber noch auf den Weg zum Popham Beach Statepark und gingen da noch eine Runde am Meer spazieren, bevor wir abends erschöpft in Rockport ankamen.

Tag 7: Mai-Fleisch (We don’t call 911!)

Mit einer Erinnerung an frühere Tage fuhren wir mit dem Union Pearson Express zum Flughafen.

Dort bekamen wir trotz abgelaufenem internationalen Führerschein (ähh 2018) ein Auto und machten uns auf den Weg gen Osten. Wir entschieden uns gegen die Niagara-Fälle, weil wir ohnehin schon eine lange Fahrt vor uns hatten. Unser Ziel: Williamtown (Massachusetts). Dafür mussten wir erstmal die zweite Hürde überwinden: die Einreise in die USA. Das lief aber problemlos, obwohl mein Visum im abgelaufenen alten Pass war.

Ein kurzer Stopp bei Walmart um Nutterbutter-Kekse und Krims zu kaufen und dann geht es weiter Richtung Green Mountains. Das Wetter ist so lala, was aber angesichts der gleichzeitigen Überschwemmung von New York City, mehr ist als wir uns wünschen konnten.

Dem folgten einige Stunden langweilige Autobahn, bis wir am Ende von New York State diese verließen und begannen durch das Rural America zu fahren, welches sich dann auch gleich als richtig rural entpuppte.

Bei manchen Schildern denkt man ach wie witzig.

Und wenn man dann aussteigt, um zu photographieren, dann kommt tatsächlich eine Kutsche vorbei.

Abendessen gab es im Miss Johnstown Diner, in einem alten Eisenbahn-Wagon, der aber bereits seid 80 Jahren eine Burgerschmiede beherbergt. Sehr spannend und sehr leckere Burger. Auf Grund der weiter gestiegenen Kreditkartengebühren kann man nur noch Cash bezahlen, aber sie haben immerhin einen ATM aufgestellt (3$ Gebühr). Aber es ist auch nachvollziehbar nervig, wenn Leute vorbeikommen und einen Donut kaufen und das Restaurant auf Grund der Gebühren gar nichts mehr daran verdient.

Tag 6: Abschied aus Waschbär-City

Der letzte Tag in Toronto war geprägt von zwei Schulbesuchen. Am Morgen machten wir uns auf den Weg in den Norden der Stadt zu einer Privatschule, die in einem der zwei traditionell reichen Viertel der Stadt liegt. Auch wenn man bei der Besichtigung von außen den Eindruck hat, dass sich Bremer Studierende dort vermutlich fehl am Platz fühlen, so ist es zumindest in dem Grundschulbereich, so dass es eben doch kleine Kinder sind (alles Mädchen), die Lust haben zu lernen und die Lehrkräfte sehr engagiert sind und an der Reggio Pädagogik orientierte Arbeit in privilegiertem Umfeld machen. Tolle Klassenräume und tolle Projekte zu Aquaponik oder zum Bau eines umfangreichen Kaninchengeheges im Klassenzimmer.

Sie beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit und auch der Frage wie das mit den First Nations thematisiert werden kann. Wobei wenig überraschend die Repräsentation in der Schülerinnenschaft oder bei den Mitarbeitenden quasi nicht vorhanden ist.

Bei der zweiten Schule handelte es sich um eine Highschool im Herzen der Stadt, die einen großen Teil (50%) Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf hat und sich eher auf den technischen Bereich fokussiert. Dementsprechend war die Ausstattung mit Werkstätten sehr attraktiv. Sie hatten neben einer Schweißwerkstatt auch eine Elektrikwerkstatt, die einen maßstabsgetreuen Nachbau eines Hauses in der Werkstatt zu stehen hatte, so dass man am „lebenden“ Objekt lernen konnte.

Ich hab mir danach noch einen Pulli gekauft, damit ich beim Wandern nicht friere. Zur großen Freude von mir und der Verkäuferin, war das innerhalb von einer Minute abgeschlossen (schwarzer Midlayer in L, bitte, danke, brauchen Sie eine Tüte?).

Dann trafen wir uns bei einem Koreanischen Restaurant und ich konnte noch ein bisschen über spontane Produktphotographie lernen. 😉

Beim Zurückfahren fiel mir noch auf, dass die Gebühren für fahren ohne Ticket in Toronto beeindruckend viel höher sind (295€). Die Frage ist wie sich dass auf Obdachlose und andere von Armut betroffene auswirkt und zu einer noch stärkeren Kriminalisierung führt und ob es zu einer höheren Fahrscheinquote bei allen anderen führt. (Wobei die natürlich auch kulturell bedingt sein könnte.)

Leider haben wir keinen Waschbär gesehen, auch wenn David meinte, die seien so häufig, dass es schon Vorschläge gab sie als Wappentier zu verwenden.

Tag 5: Dont come in, we are not open!

Da gestern Abend die Debatte fast aller Kandidat:innen der Republikanischen Partei für die Präsidentschaft stattfand, komme ich erst jetzt dazu noch etwas zu gestern zu schreiben.

Wir begannen den Tag mit dem Besuch einer „Inner City School“, die nicht unbedingt „Inner City“ war im geographischen Sinne. Sie zeigte einmal mehr wie wichtig das Engagement der Schulleitung ist, da dieses hier auch der Schlüssel zu weiteren Finanzquellen ist. So erhält für die Schule eine Förderung der größten kanadischen Buchhandlung von über 100.000$. Damit lässt sich schon einiges anfangen. Und wenn man dann noch die engagierte Lehrkraft, die sich um die Schulbibliothek kümmert gleich mitbringt, dann läuft dieser Teil schon mal.

Tür die Schulbibliothek mit QR-Codes zu den Materialien

Schön, fand ich dieses Kunstprojekt, das auch die Vielfalt der Kinder abbildet.

Instruktionsblatt in Englisch, z.B. falte einen grünen Bogen, wenn Du einen Bruder hast
Beispiel von vielen Blättern mit gefalteten Elementen die die Vielfalt der Kinder abbildet

Die Herausforderungen an der Schule ähneln denen Bremer Schulen. Allerdings sind zum Teil die Lösungen andere. Für „Newcomer“, die noch nicht alphabetisiert sind, gibt es stundenweise spezielle Angebote, aber sie sind auch jeden Tag Teil ihrer Stammklasse. Es gibt auch eine Sonderklasse für Kinder mit Förderbedarf Geistige Entwicklung, die stundenweise kooperiert. Da sind wir insbesondere an der Grundschule in Bremen oft schon weiter.

Spannend war zu sehen, wie alle Schüler:innen durch das Konzept Thinking Classrooms im Mathematikunterricht aktiviert wurden. Hier lohnt sich sicher nochmal der Austausch mit den Kolleg:innen aus der Mathedidaktik, was die dazu denken. Es wirkt zumindest erstmal so als wären die Lernenden stärker involviert und im Austausch.

Nach dem Schulbesuch sind wir zu OISE gefahren um uns mit Cath zu treffen, die uns etwas aus der Perspektive einer OISE Absolventin erzählt hat. Da sie das vor allem der Kamera erzählt hat (und ich mich außerhalb des Bildes gehalten habe), kann ich davon nicht so viel berichten. Leider haben wir keine weißen Eichhörnchen gesehen, die wohl in dem kleinen Park, durch den wir gelaufen sind, manchmal anzutreffen sind. Immerhin gab es ein schönes Schild am Eingang (siehe ganz oben).

Im Anschluss wollte ich zu dem vegetarischen Restaurant gehen und bin mit dem Vorhaben aber grandios gescheitert.

Vermeintlich offenes Restaurant, was dann doch Mittwoch zu hat.

Auf dem Weg zu Pizzaria (Build your own pizza) kam ich dann noch an einem Magic Mushroom Laden vorbei. Anders als Cannabis sind Magic Mushrooms in Toronto nicht legal. Aber Dirk hat mit einer Mitarbeiterin gesprochen, die meinte, dass es trotzdem 5-6 Läden gibt, die Pilze verkaufen und dass das wohl vor der Legalisierung von Cannabis ähnlich war. Es gab also erst die Geschäfte und dann die Legalisierung. Ich hab mich bei der Pizza dann aber doch für reguläre totally unmagic mushrooms entschieden.

Magic Mushroom Laden

Tag 4: U-Bahn im Hörsaal

Andrew Campbell (Dr. ABC) hatte uns gestern zu einem gemeinsamen Vortrag für fünf Seminare im Kontext der Auseinandersetzungen um 2SLGBTQ* an kanadischen Schulen eingeladen. Per Zoom. Da wir aber schon mal hier sind, haben wir dann doch die Möglichkeit genutzt live vor Ort zu sein. Es war eine gemeinsame Aktion von mehreren Lehrenden, die ihre Seminare zusammengelegt haben, um ein Zeichen gegen 2SLGBTQ*-Feindlichkeit zu setzen.

Neben Andrew war auch Leslie mit dabei, die zum Einstieg uns gebeten hat, die Augen zu schließen und zu überlegen, welche Personen/Situationen in der eigenen Schulzeit für uns bedeutsam waren/uns das Gefühl gegeben haben gesehen worden zu sein.

Leslie hat auch aus einem interessanten Projekt erzählt, in dem sie in Schulen in Karten der Schulen haben einzeichnen lassen, wo sich Schüler:innen wohl fühlen und wo angstbesetzte Räume sind. Das fand ich einen sehr interessanten Ansatz für die Schulentwicklung.

Tara Goldstein hat dann von dem Projekt LGBTQ Families speak out berichtet in dem sie Videointerviews gemacht haben, um die Perspektiven der Familien zugänglich zu machen. Außerdem haben sie versucht die Erfahrungen zugänglich zu machen über Briefe an Lehrkräfte, die diese Erfahrungen thematisieren.

Cover des Buches von Tara Goldstein

Andrew Campbell hat dann von seinen Erfahrungen als 10 jähriger Junge auf Jamaica berichtet, was schon sehr eindrücklich gemacht hat, was es bedeutet, wenn Kinder nicht ohne Angst in die Schule fahren können.

Schön war hingegen das Beispiel von der Schule, wo von allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft (inkl. Vertretungslehrkräften) gemeinsam ein Baum gemalt wurde oder die Schule wo von allen Kindern ein Bild am Eingang war.

Bild eines Bildes, wo von allen Kindern einer Schule ein Portrait ein Gesamtkunstwerk in Regenbogenfarben ergibt.

Das ganze fand statt im Auditorium des OISE, welches sich direkt über der U-Bahn befindet, weshalb man immer mal das Gefühl hat sie würde direkt durch den Hörsaal fahren.

Nach einem weiteren spannenden Gespräch mit Leslie und David über internationale Zusammenarbeit und die verschiedenen Projekte, sind wir dann mit den Fahrrädern nach Little India gefahren und haben hervorragend indisch gegessen (das beste Blumenkohl Pakoras, was ich bisher gegessen habe, aber wohl auch das schärfste). Toronto vermarktet sich z.T. wohl auch als City of neighbourhoods, wobei es ganz spannend ist die unterschiedlichen Ausprägungen zu sehen. Während Chinatown natürlich gewachsen wirkt (mit chinesischen/z.T. zweisprachigen Geschäftsschildern), sieht Greektown doch eher künstlich herbeidekoriert aus (mit Straßenschildern auf griechisch, aber sonst einem geringeren Einfluss auf das Straßenbild). Zurück sind wir dann 33 Stationen mit der Straßenbahn gefahren, die uns aber von Haustür zu Haustür gebracht hat, was also dem Müdigkeitslevel voll angemessen war.

Tag 3: Effizient duschen und posing squirrels

Wenn man um zehn Uhr ins Bett geht (was nicht leicht ist, wenn einem ab acht die Augen zufallen), dann klappt immerhin bis um sechs Uhr schlafen.

Weitere Erkenntnis des Morgens: Ausschließlich kaltes Wasser (wo man schon weiß, dass kein warmes mehr kommt) trägt in mehrfacher Hinsicht zum Sparen bei. Beim Erhitzen, bei der Menge des Wassers (die man am Körper haben will) und bei der Zeit… Also voll gut gespart. Die Umwelt freut sich.🥶

Nachdem wir gut akklimatisiert waren (durch die zwei Tage Wochenende, nicht durch die kalte Dusche), konnten wir die Termine mit den Kolleg:innen vom Ontario Institute for Studies in Education (OISE) tatsächlich genießen, ohne dass uns die Augen zugefallen sind. Das war sehr angenehm. Nach einer Einführung in das Schulsystem Ontarios, die Uni in Toronto und einem Überblick über die Woche wissen wir jetzt, an welcher Stelle, was gedreht werden kann, um ein gutes Werbevideo für potentiell Interessierte und ein gutes Vorbereitungsvideo für die tatsächlich hierher kommenden Studierenden zu drehen.

Internationaler Austausch hat ja oft zur Folge, dass man schätzt was man „zu Hause“ hat: Schockierend finde ich tatsächlich, dass 90% der Lehre am OISE von nicht festangestellten Lehrenden erbracht wird, sondern von Lehrbeauftragten, die z.T. mehrere Lehraufträge immer und immer wieder übernehmen.

Zwei Kolleg:innen (Andrew und Kara) haben sich dann über Zoom mit uns getroffen und sich Zeit für uns genommen. Was sehr schön war, ist dass wir inhaltlich auf einer Wellenlänge sind und man das Gefühl hat, dass unsere Studis hier gut aufgehoben sein werden.

Von Andrew kam die schöne Idee, dass der wichtigste Teil an einem solchen Austausch nicht das ist, was er im Kurs erzählt sondern der Austausch mit den Peers. Daher sollten wir unsere Studis verpflichten sieben Menschen zum Kaffee einzuladen. Das fand ich eine sehr sympathische Idee für einen Leistungsnachweis.

Beim anschließenden Gespräch mit Jeff ging es mal wieder um die Frage wie man unterschiedliche Herkunftssprachen anerkennen und nutzen kann und wie Kanada damit umgeht. Spannend ist wie in einer Gesellschaft die zum überwiegenden Teil aus Einwanderer:innen besteht unterschieden wird zwischen „Newcomern“ (die ersten 5 Jahre nach Ankunft) und denen, die schon länger hier sind.

U-Bahn-Plan Toronto

Das OISE hat einen direkten U-Bahnhof-Anschluss (St. George), so dass man vom Keller des Gebäudes in die U-Bahn gehen kann. Außerdem kann das U-Bahnnetz mit schönen Stationen wie Summerhill und Castle Frank aufwarten. Zudem kann man einfach am Drehkreuz, wie in London die Kreditkarte/das Telefon hinhalten…

Auf dem Rückweg vom Supermarkt gab es dann noch ein Eichhörnchen was freundlicherweise posiert hat.

Posierendes graues Eichhörnchen

Falls ihr denkt, ähh, ein bisschen mehr hätte er schon noch schreiben können: ich bin leider doll müde. (Ist ja auch schon halb neun.)

Tag 2: Reif für die Insel

Wer um acht ins Bett geht muss sich nicht wundern, wenn er um fünf nicht mehr schlafen kann. Hab ich mich auch nicht. Aber es war dann auch schön irgendwann aufzustehen… Das kalte Duschen in Ermangelung von heißem Wasser weckte Assoziationen zu anderen Ländern, war aber letztlich auch zu überleben.

Der Plan für Tag 2 der Akklimatisierung war ein Besuch des Toronto Island Parks, ein Inselsammelsurium im Ontario See, das früher mal dicht besiedelt war.

Bis zu 10.000 Menschen wohnten hier in den Sommermonaten (wobei böse Zungen sagen würden: also von Mitte Juni bis Mitte Juli?). Jetzt gibt es noch 300 Häuser, die sehr hübsch sind und aber zentral verwaltet und für die es vermutlich eine längere Warteliste gibt.

Um da hin zu kommen muss man allerdings Fähre fahren. Um zum Hafen zu kommen, konnte man entweder schon wieder laufen oder mit den Leihfahrrädern durch die Stadt radeln. Da die Steigungen in Toronto nicht besonders stark sind, war letzteres das Mittel der Wahl. (Abgesehen von Fahrradwegen mit plötztlich auftretendem (aber vorgesehenem) Gegenverkehr war es nicht besonders aufregend.)

Leihfahrrad im Fahrradständer

Die Fähren fahren zu unterschiedlichen Punkten des Toronto Island Parks und unterscheiden sich dramatisch in der Zahl der Fahrgäste. Wir entschieden uns dann doch für die weniger vollgestopfte Fähre nach Ward Island und spazierten von dort einmal die Insel ab.

Baum mit weißen Blättern

Die Strände waren angenehm leer und die Wellen ordentlich hoch. Da beim zweiten Strand die Sonne schien beschlossen wir doch ins Wasser zu springen, was dank der Wellen und der angenehmen Wassertemperatur wirklich schön war. (Ja ich weiß, auch nicht so richtig geeignet für Januar bis März für die Studierenden.)

Strand mit Segelbooten auf dem Ontariosee

Vorbei ging es am Leuchtturm, der noch immer von seinem ersten Leuchtturmwärter heimgesucht wird und an Hanlans Point (clothing optional beach) zurück zum Center Island und von dort zurück an Land.

Schild dass über Hanlans Point als Ort der 2SLGBTQ+ Community informiert

2S steht übrigens für 2 spirits.

Dann schnell zum Eisladen spazieren, der wie erwartet mit neuen leckeren Sorten aufwarten konnte.

Da die nächste Ausleihstation für Fahrräder direkt gegenüber vom Eisladen unseres Vertrauens war, liehen wir uns dort neue Fahrräder und fuhren damit zum Supermarkt unseres Vertrauens, wo wir sie direkt wieder abgeben konnten. Die einzige vegetarische Pizza war leider von Dr. Oetker, aber spannenderweise eine Sorte die es in Deutschland nicht gibt.

Tag 1: Hüpfende Kinder und glückbringende Drachen

Dank des Hinweises der Reisekostenstelle, das man nicht am Wochenende reisen soll, da das ja zur Erholung gebraucht wird, sind wir am Freitag angereist. Damit haben wir den ersten Tag zur Akklimatisierung und zum Verarbeiten der Zeitumstellung. Das Klima ist tatsächlich sehr ähnlich wie in Bremen, insofern ist da die Umstellung nicht so groß. Die Zeitumstellung ist mit 6h deutlich größer.

Wir begeben uns zu dritt auf Erkundungstour durch Toronto. Da sechs Augen mehr als zwei sehen, kommen wir langsamer voran, sehen aber viele interessante Dinge auf dem Weg durch den Financial District, zum St. Lawrence Market, zum Sugar Beach, zum CN Tower, zum Eisladen und durch Chinatown wieder zurück zum Supermarkt bei uns um die Ecke.

Die zentrale Frage ist: welche Informationen brauchen Studierende, die zum Praxissemester hierher nach Kanada kommen. Bevor wir uns nächste Woche dem Inhalt widmen, sammeln wir heute Informationen zum drumherum.

Da ist der Eisladen von essentieller Bedeutung, aber auch Freizeitbeschäftigungen. The edge walk angeseilt außen auf der Plattform vom Fernsehturm wäre eine Option, aber vielleicht auch nicht im Winter (wenn die Studierenden hier sein werden). 😉

Financial District: beeindruckende Hochhäuser in nennenswerter Zahl (anders als in Deutschlands Bankenmetropole), aber sonst ist am Wochenende eher wenig los (ich weiß, es ist nicht so überraschend).

Sugar Beach: ein ehemaliger Parkplatz, der jetzt zum Chillen im Schatten am Ontario Lake einlädt, allerdings ohne Schwimmmöglichkeiten

Strand vor Hochhäusern mit Schirmen

St. Lawrence Market: eine große Halle mit Bäckereien (mit sehr leckerem Pumpkin Cranberry Brot, Fisch und Fleisch in gehobenem Stil und daneben eine kleinere Halle mit gemäßigteren Preisen und mehr Gemüse 😉 und leckeren vegetarischen Samosas.

Vitrine mit Macarons in bunten Farben

Beim CN Tower ist es unten erfreulich leer, wobei es oben doch gut gefüllt ist. Die zentrale Aufgabe ist das OISE, das Institut mit dem die Uni Bremen kooperiert, von oben ausfindig zu machen, was mit Hilfe von Google Maps/Street View auch gelingt. Von der zweiten Plattform die noch weiter oben ist, kann man das Dach der ersten Plattform sehen, auf der der Edge Walk stattfindet und wo man Menschen freihändig über dem Abgrund lehnen sieht. Auf jeden Fall ist es dort weniger laut und es sind weniger Menschen. (Man hätte aber noch drei Stunden warten müssen…)

Blick durch den Glasfußboden nach unten

Beim Runterfahren kommt man noch an der Glasscheibe im Boden vorbei und es macht schon ein komisches Gefühl, wenn das kleine Mädchen auf der Scheibe hüpft während man selber auf der Scheibe über dem Abgrund steht.

Der Eisladen (Ice cream for lunch) auf dem Weg zurück hat sich sein Rating von 4.7 bei Google durchaus verdient.

China und Canada in 10 days fühlt sich durchaus machbar an, wenn man durch Torontos China Town läuft, wo man sich dank Straßenfest mit tanzendem Drachen der durch die Läden zieht, schon beim Durchlaufen fühlt als wäre man viele tausend Kilometer westlich. Allein der Steel Drum Spieler, der Reggae Songs spielt bringt einen in die Realität zurück.

Drachentanz mit Verkleidung in Chinatown

Dann „schnell“ noch durch den Supermarkt flitzen, dann nach Hause und um acht Uhr (2:00 CET) fallen mir die Augen zu.

Tag 9 und 10: Transfertage

Die letzten zwei Tage waren wenig aufregend und von langem Fahren (10h) bzw. Fliegen geprägt.

Ein letztes Mal durch Zion fahren und dann auf nach Phoenix.

Ich konnte immerhin noch die nicht funktionierende SIM Karte zurückgeben und gucken was es an Süßwaren noch gibt.

Tag 8: West Rim Trail, Blue Grouse und Youtube Graus

Beim Frühstück erzählte mir mein Gastgeber, dass er fünf Kinder und 26 Enkelkinder hat. Die können ein eigenes Ferienlager aufmachen… Der Vorteil bei einer solchen Kinderzahl ist: wenn ein paar vom Glauben abfallen, ist es nicht so dramatisch.

Ich bin wieder mit dem ersten Shuttlebus in Zion gefahren und wurde mit einer großen Traube von Menschen bei Angels Landing ausgespuckt. Bis dorthin war es dementsprechend voll auf dem Weg, danach waren es noch 3 Männer, die vor mir liefen.

Die bogen irgendwann ab, um sich in einem Seitencanyon abzuseilen.

Dann war niemand mehr vor mir, was aber nicht bedeutet, dass ich einsamer als allein war, da es Leute gab, die auf dem West Rim Trail übernachtet haben (kommt auch noch auf die Bucketlist).

Aber ansonsten begegneten mir erst auf dem Rückweg wieder Leute, die sich zu spät auf den Weg gemacht haben um noch zu einer vernünftigen Aussicht zu kommen und wieder zurück.

Der Hinweg ging über den Rim Weg und hatte einige spektakuläre Aussichten zu bieten.

Der Rückweg ging durch den Telephon Canyon, der seinen Namen nicht einem tollen Echo verdankt, sondern den toten Bäumen, die aussehen wie Telefonmasten.

Ansonsten haben sie auf Aussicht bei diesem Weg verzichtet.

Nach 23,4km und 1200 Höhenmetern hoch und wieder runter bin ich ein bisschen platt.

Der Ranger hat mir übrigens rausgesucht, dass mein Vogel aus dem Birch Hollow Canyon wohl ein (in diesem Park seltener) Blue Grouse ist.

Nun bin ich wieder in bei meinem Airbnb, wo die Besitzerin mit einem der Enkel mit Hilfe von sehr lauten YouTube Videos Kirchenlieder singen übt. 😉

Tag 4: Versteinerte Bäume und das Monument Valley

Auf Empfehlung von Kip bin ich also morgens zum Petrified Forest National Park gefahren und war innerhalb kürzester Zeit wieder überwältigt von der Landschaft. Die gibt es da nämlich auch nicht nur versteinerte Bäume und Petroglyphen.

Im Visitorcenter habe ich dann mir einen Pass für die Nationalparks gekauft, in dem man Stempel (mit Datum) der einzelnen Parks sammeln kann. Gibt wohl auch noch eine App dazu… Mal gucken ob man da die nachträglich eintragen kann. Das ist ja bei der Papierversion eher aufwendig.

Im Anschluss ging es dann zum Monument Valley, wobei das aber bei Sonnenaufgang wohl besser gewesen wäre. Aber es war auch so schön.

Nach 500 Meilen bin ich dann tatsächlich nochmal los und 20km für einen Burger gefahren. Jetzt falle ich etwas erschöpft ins Bett und freue mich auf die Nordseite vom Grand Canyon morgen.

Tag 3: on the road again oder Zug um Zug

Nach einer tollen Konferenz machte ich mich auf den Weg nach Norden nach Holbrook.

Da ich erst gegen vier starten konnte, entschied ich mich doch für die landschaftlich weniger attraktive Strecke, die aber im Dunkeln besser zu befahren ist.

Zwischen durch noch einen Stop bei meinem Lieblingssupermarkt Safeway und auch noch bei Walmart um die grundlegende Versorgung mit Nahrung und Internet sicherzustellen.

Am Ende landete ich bei Kip meinem Gastgeber für die Nacht der mir gleich noch wichtige Tips gab für morgen. Außerdem liegt sein Haus an der Bahnstrecke Phoenix Santa Fe und ab abends fährt alle 8min ein Güterzug. Ist aber nicht schlimm laut gewesen.