Tag 2: Im fahrenden Ritter oder Toilet Canadian-style oder exit through the gift-shop

Nachdem wir mit Yukis Hilfe den morgendlichen Start um eine Stunde nach vorne verschieben konnten, bekamen wir Frühstück vom Hotel im Beutel zum Mitnehmen und konnten um sieben Uhr starten.

Vor dem Eingang des Parks schockierten wir Mr. Huang, da wir nicht durch den Park gefahren werden wollten. Stattdessen schnappten wir unseren Rucksack und liefen los. Es stellte sich heraus, dass es in weiten Teilen des Parks zirka vier Meter breite, asphaltierte Wanderwege mit mehr oder weniger Autoverkehr gab. Wir ignorierten weitere Angebote, uns zu fahren, und liefen voll orientiert (anhand der nur in Chinesisch beschrifteten) Karte weiter. Naja, Karte ist auch eher übertrieben. Eher wie in den Nationalparks in Amerika, handgemalt vom Praktikanten, nur dass die hier weniger an der Wirklichkeit orientiert sind… (wir hatten zwei Karten im selben Layout mit unterschiedlichen Angaben bekommen…)

Die Straßen waren jedoch nicht besonders befahren, so dass dort entlang wandern nicht so schlimm war. Der erste Aussichtspunkt war die Sea of clouds, mit der Einschränkung, dass keine Wolken da waren. Daher war es ein schöner Blick über ein riesiges Tal.

An dieser Stelle überlegten wir uns, dass es doch schon cleverer gewesen wäre, wenn man ein Auto hätte, mit dem wir von einem kurzen Wanderweg zum nächsten hätten fahren können. Da die Kommunikation mit Mr. Huang etwas komplizierter ist, haben wir uns nach anderen Möglichkeiten umgesehen. Einer Gruppe Chines/-innen schilderten wir unser Anliegen, nachdem sie uns auf ein Stück Melone eingeladen hatten. Noch während wir sie mit unserem Problem vor nicht lösbare (n.l.) Aufgaben gestellt hatten (no car!), hielt neben uns wie magisch der fahrende Ritter und sammelte uns ein. Den ganzen Tag zuvor war noch kein Bus zu sehen gewesen, aber im Moment der Not war er zur Stelle und brachte uns dorthin, wo wir wollten.

Der Besuch der Toilette (kein Toilettenpapier) offenbarte die Geheimnisse der Zivilisation (siehe Titelbild) .

Im Anschluss erfuhren wir nach kurzer Orientierung, dass am Bambusmeer eine kurze Fährpassage nötig ist (sagen wir 30m), die lustigerweise genauso teuer war wie eine halbe Stunde Bus fahren.

Dann konnten wir aber tatsächlich auf einem schönen Wanderweg durch den Bambuswald wandern. Der Viewpoint war jedoch eher Alaska-style, d.h. die Sicht war durch Bäume (in diesem Fall überraschenderweise Bambus) verstellt.

Der anschließende Weg an den Klippen entlang offenbarte an der einen Seite einen tollen Blick auf das Tal und auf der anderen Seite tolle Figuren, die in den Fels gehauen waren. Bei den dortigen Plumpsklos zeigte sich, dass sich China eher an Kanada orientiert als an den USA (Canadian-style). Schade eigentlich.

Am Wegesrand gab es unzählige Händler/-innen, die immer mal in Chinesisch ihre Waren anpriesen. Leider wollten wir keine Pilze vom Fuße der Bambusbäume kaufen. Ab und an auch Männer ohne Haare, die einem Räucherstäbchen verkaufen wollten. Oder auch mal Männer mit Haaren, die einen in einer Sänfte den Berg hinaufschleppen wollten. Wollten wir aber alles nicht…

Da wir nicht den selben langweiligen Weg zurück laufen wollten, waren wir quasi gezwungen, die Seilbahn zu benutzen, die uns über die Schlucht brachte.

Am Ende der Seilbahn war zwar nicht der auf der Karte sichtbar Weg, aber es gab Cola und einen Bus (ein Mini-Bully), dessen Motor die ganze Zeit lief (wegen der Klimaanlage) und der uns (als alle 6 Plätze voll waren) über die Rumpelstraße zum nächsten Teil fuhr.

Dort gab es noch mehr Händler/-innen, die Speisen und Handwerkskunst anboten. Während es ja in Amerika gar keine Hütten in den Parks gibt, gibt es hier reichlich. Ein Mittelweg wäre vielleicht gut.

Um wieder zum Ausgang zu gelangen, war der einfachste Weg (so man nicht Höhenangst hat) eine weitere Seilbahn, diesmal mit wackeligen vertrauenserweckenden Zweierkabinen. Gesagt, getan. Am Ende erwartete uns eine ausgiebige Tour durch den Gift-Shop, aber wir entschieden uns gegen ein Pandabärenkostüm.

Den Abschluss bildete eine spontane „Rafting“-Tour. Auf dem Hinweg sind wir bereits an einem ausgetrockneten Fluss entlang gelaufen. Auf dem Rückweg stellte sich jedoch heraus, dass das Flussbett in Steine gefasst und der Fluss gestaut war, damit man später am Tag dort mit dem Schlauchboot hinabsausen konnte. Die Warnung full body wet erfolgte erst als wir schon im Boot waren. War auch angemessen, die Warnung. Sehr schön!

Nun zurück nach Chengdu, um herauszufinden, ob Airbnb in China genauso funktioniert wie im Rest der Welt.

Anmerkung während der Fahrt: Steinschläge an Felswänden lassen sich im übrigen vermeiden, indem man die ganze Felswand mit Beton überzieht.